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Hofstede de Groot, Cornelis
Beschreibendes und kritisches Verzeichnis der Werke der hervorragendsten holländischen Maler des XVII Jahrhunderts (Band 3): [Frans Hals, Adriaen van Ostade, Isack van Ostade, Adriaen Brouwer] — Esslingen, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.43144#0473
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Isack van Ostade, jüngerer Bruder Adriaens, wurde 1621 in Haar-
lem geboren und am 2. Juni dieses Jahres getauft. Da er bereits
1649 starb, erreichte er nur ein Alter von achtundzwanzig Jahren,
ebensoviel wie Paulus Potter, der Anfang 1654 starb. Wenn er
dennoch, wie dieser zu den großen Malern des siebzehnten Jahrhun-
derts gerechnet wird, so zeugt dies für seine hohe Begabung, die
keineswegs hinter der seines älteren und länger am Leben gebliebe-
nen Bruders Adriaen zurücksteht. Man darf sogar ohne weiteres
sagen, daß seine Kunst weit hervorragt über alles, was Adriaen bis
zu seinem achtundzwanzigsten Jahre (1638) geschaffen hat.
Nach Houbrakens durchaus glaubhafter Mitteilung war Isack
Schüler Adriaens. In der Tat zeigen seine frühen Bilder eine der-
artige Ähnlichkeit mit denen Adriaens aus der Zeit, in die seine
Lehrzeit fallen muß (1635—38), daß sie noch heutzutage oft ver-
wechselt werden, ja nicht immer ganz sicher zu unterscheiden sind.
Unseres Wissens hat Isack sein ganzes Leben in Haarlem ge-
wohnt, wo er seit etwa 1639 (datiertes Bild in Augsburg) tätig war.
Von seinen äußeren Lebensumständen wissen wir sehr wenig. Ein
interessantes Dokument über die Zunahme seines Rufes in den
Jahren 1641—43 liefert ein von Van der Willigen S. 239 mitgeteilter
Urteilsspruch des Gildevorstandes in einer Differenz Isacks mit dem
Rotterdamer Kunsthändler Leendert Hendriksz. Volmarijn.
Das Stoffgebiet Isacks beschränkt sich auf das Bauernleben seiner
Zeit, innerhalb und außerhalb des Hauses. Was er daneben noch
geschaffen, ist von wenig Bedeutung. Seine Interieurs, in denen er
sich am engsten an Adriaen anschließt, gehören zu seinen frühen
Werken. Sie zeigen meistens ein stark ausgeprägtes Helldunkel mit
einer stark beleuchteten Stelle. Im Kolorit sind sie etwas wärmer,
gelblicher als diejenigen Adriaens. Die Typen sind weniger karikiert,
stürmische Szenen mit Betrunkenen, Raufenden und dergl. kommen
seltener vor.
Das Stoffgebiet seiner reifen Zeit beschränkt sich auf Außen-
szenen, die sich auch wieder in zwei bestimmte Gruppen teilen lassen,
hauptsächlich Sommerbilder, Straßenszenen, selten reine Landschaften
und in Winterszenen auf dem Eise und am Rande derselben.
In beiden Kategorien entfaltet er seine volle Kraft in ausführlichen
Kompositionen von oft beträchtlichem Umfang (bis zu 1 Meter hoch
und 1,30 Meter breit), die auch in dieser Beziehung die Kabinett-
 
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