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Hofstede de Groot, Cornelis
Beschreibendes und kritisches Verzeichnis der Werke der hervorragendsten holländischen Maler des XVII Jahrhunderts (Band 3): [Frans Hals, Adriaen van Ostade, Isack van Ostade, Adriaen Brouwer] — Esslingen, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.43144#0474
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Isack van Ostade.

stücke seines Bruders übertreffen. Das Treiben auf der Dorfstraße
und dem Eis, das ja im Winter zur Dorfstraße wurde, weiß er in
lebendigster Weise zu schildern. Geschickt verteilt er seine Gruppen,
geschickt weiß er auch die Häuser, Scheunen und Kirchen mit
Baumgruppen oder einzelnen Bäumen zu kombinieren. Die schräg
in das Bild hineingehende Linie der Baulichkeiten wird meistens
durch einen hohen Baum unterbrochen. Von besonderer Klarheit
sind seine Lüfte. Die Fernblicke zeigen eine feine atmosphärische
Perspektive. Während im allgemeinen sein Kolorit kräftig ist und
stark ins Auge fallende Lokaltöne aufweist, sind manche frühe Bilder
(namentlich Winterszenen) in einem bescheidenen, bräunlichgrauen
Gesamtton gehalten, die an die ältere Generation der Haarlemer
Landschaftsmaler erinnert. Zu seinen beliebtesten Lokaltönen gehört
das ins Auge springende Weiß eines Schimmels, das er mindestens
ebenso oft anbringt wie Wouwerman. Dieser hat es ihm, dem Älte-
ren, wahrscheinlich abgesehen. Auch das frische Grün der Bäume
trägt zur farbigen Wirkung seiner Bilder bei.
An Motivenreichtum wird Isack von seinem älteren Bruder
Adriaen übertroffen, ein Ausspruch, den man allerdings widerrufen
muß, wenn man nur den achtundzwanzigjährigen Adriaen mit ihm
vergleicht, denn es wäre ungerecht, die kaum zehnjährige Tätigkeit
Isacks mit Adriaens ganzem Lebenswerk, welches ein halbes Jahrhun-
dert umfaßt, auf eine Linie zu stellen. Als Radierer hat Isack sich
nicht betätigt, und seine hübschen Zeichnungen beschränken sich
auf leicht lavierte Federskizzen. Aquarelle, wie diejenigen Adriaens,
sind von ihm nicht bekannt.
 
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