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Hofstede de Groot, Cornelis
Beschreibendes und kritisches Verzeichnis der Werke der hervorragendsten holländischen Maler des XVII Jahrhunderts (Band 3): [Frans Hals, Adriaen van Ostade, Isack van Ostade, Adriaen Brouwer] — Esslingen, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.43144#0601
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Adriaen Brouwer wurde 1605 oder 1606 in Oudenaarden ge-
boren und am 1. Februar 1638 in Antwerpen beerdigt.
Beide Städte liegen im heutigen Belgien. Es bedarf daher
der Rechtfertigung, wenn wir den Künstler der holländischen Schule
einverleiben. Diese Rechtfertigung wird nie ganz gelingen. Auch
wenn wir alle Argumente, die dafür sprechen, hervorheben, bleiben
ebensoviele und ebensowichtige Argumente daneben bestehen, um
ihn der Vlämischen Schule zu lassen. Ganz außer Zusammenhang
mit der Kunst der nördlichen Provinzen steht er natürlich nicht.
Die alte Überlieferung sagt uns, er sei im Alter von sechzehn
Jahren dem elterlichen Haus entlaufen. Dies wäre also um 1621/22.
Bald darauf taucht er im Atelier des Frans Hals auf, und zwar, wie
aus Houbrakens sehr glaubwürdigen Nachrichten zu schließen,
spätestens Ende 1623 oder Anfang 1624. (Vergl. meine Quellen-
studien I S. 63). Bis 1627 ist er in Haarlem und Amsterdam nach-
weisbar; dann verschwindet er aus unsrem Gesichtskreis, bis er
Ende 1631 in Antwerpen auftaucht, wo er bis zu seinem, Ende
Januar 1638 erfolgten, Tod dauernd nachweisbar ist. Wir sind be-
rechtigt, seine Ankunft in Holland so früh wie möglich, also in das
Jahr 1621 hinaufzurücken; denn 1627 wurde er in einer Dedication
bereits als weitberühmter Maler (gebürtig) von Haarlem gefeiert.
Er muß also damals schon so lange in Haarlem gewohnt haben,
daß man glaubte, er sei dort einheimisch. Außerdem ist ein Umzug
aus den südlichen nach den nördlichen Provinzen eher wahrschein-
lich während des zwölfjährigen Waffenstillstandes (1609—21), als nach
Wiederaufnahme der Feindseligkeiten am 10. April 1621?)
Der neueste Biograph Brouwers, F. Schmidt Degen er, nimmt
noch eine zweite, frühere Antwerpener Periode in der Entwicklung*
des Künstlers an, ehe dieser nach Holland ging. Wie verlockend
diese Vermutung auch scheinen mag und wie viel leichter sie die
Erklärung mancher Tatsachen machen würde, so glaube ich dennoch,
daß sie mit Bezug auf das, was wir von Brouwers jugendlichem
Alter zur Zeit seines Eintritts in das Atelier von F. Hals wissen,
bis jetzt ungenügend begründet ist?) Ein junger Bursche, der von
Die Karte von der Belagerung von Breda (1624/5) die sich 1631 in Brouwers Besitz
befand, hat zu der Vermutung geführt, der Künstler habe dort auf holländischer Seite mit-
gekämpft. Damals war Brouwer jedoch in Haarlem. Offenbar war diese Karte nichts
anderes, als die berühmte Radierung in sechs Blättern von Jacques Callot.
2) Zu welcher Inkonsequenz die Theorie Schmidt Degeners führt, beweist sein eigener
Aufsatz (Onze Kunst 1908). S. 4 sagt er, Brouwer sei in den letzten zwei oder drei Jahren
vor 1625 ohne Zweifel in Antwerpen gewesen. S. 6, er sei im März 1625 in Amsterdam ge-
wesen. Dies ist jedoch unverbürgt. Wir wissen nur, daß Brouwer am 23. Juli 1626 Zeuge
war bei einer Erklärung anderer über einen im März 1625 abgeschlossenen Gemäldeverkauf,
woraus nicht zu schließen ist, daß er bei diesem Verkauf zugegen war. S. 7, sagt S. D.,
Brouwer sei nicht lange in Amsterdam geblieben, sondern bald nach Haarlem gezogen. S. 8,
dagegen, man hätte Brouwer 1627, nach einem fünf- oder sechsjährigen Aufenthalt in Haarlem,
bereits für einen dort geborenen gehalten.
 
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