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Hofstede de Groot, Cornelis
Beschreibendes und kritisches Verzeichnis der Werke der hervorragendsten holländischen Maler des XVII Jahrhunderts (Band 3): [Frans Hals, Adriaen van Ostade, Isack van Ostade, Adriaen Brouwer] — Esslingen, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.43144#0602
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Adriaen Brouwer.

Frans Hals noch als Kinderwärter verwendet wird (Houbraken II 191),
hat wohl kaum bereits all jene Frühwerke gemalt, die der ersten
Periode von Brouwers Tätigkeit angehören. Nicht als ein selbst-
ständiger Künstler, der bereits zahlreiche vortreffliche Bilder geschaffen,
sondern als ein Schüler, der noch nicht mehr als die erste Lehrzeit
hinter sich hatte, kam Brouwer zu Frans Hals. Nach Houbrakens
Erzählung ließ Frans Hals Brouwer für sich arbeiten und verkaufte
die Bilder als Werke eines großen unbekannten Meisters mit vielem
Gewinn. Auch die Mitschüler Brouwers, Ostade u. A., kauften ihm
für wenige Groschen Bildchen ab, unter denen Folgen der fünf Sinne
und der zwölf Monate genannt werden. Allmählich wurde Brouwer
sich selbst bewußt, was er konnte und was seine Kunst wert sei. Er
lief im geheimen davon und kam nach Amsterdam in das Wirtshaus
von Bernard van Someren, der früher selbst Künstler gewesen war
und einen Sohn Hendrich hatte, der ebenfalls Maler war. Hier kam
er allmählich zu Ruhm und Ehre und erhielt sogar für ein Bild „Der
Streit nach dem Kartenspiel“ (jetzt in München Nr. 879) hundert
Dukatons (etwa fl. 240). Inzwischen muß er auch in Haarlem mehr
und mehr bekannt geworden sein. Er war Mitglied der Rhetoriker-
kammer. Der Direktor P. Nootmans dedizierte ihm, „dem weltbe-
rühmten Haarlemer Maler“ ein Trauerspiel; der Rubensschüler Mathijs
van den Bergh bezeichnet ihn in der Unterschrift einer Zeichnung
nach einem von Brouwers Gemälden ausdrücklich als Haarlemensis.
Kurz und gut, Brouwer bürgert sich ganz und gar in seine neue
holländische Heimat ein.
Da überfällt ihn das Heimweh. Ende 1631 reist er nach Ant-
werpen, ohne daran zu denken, daß er, obwohl Vlame von Geburt,
seinen ehemaligen Landsleuten und den spanischen Truppen durch
seinen langjährigen Aufenthalt im Norden verdächtig sein muß. Er
versäumt es, sich mit den nötigen Legitimationspapieren zu versehen,
mit deren Benützung der Verkehr ohne besondere Schwierigkeiten
stattfand, wie es die Nachrichten über das Hin- und Herziehen zahl-
reicher Künstler zur Genüge beweisen. Brouwer macht sich in irgend
einer Weise verdächtig, wird ein Jahr nach seiner Rückkehr für einen
Spion gehalten und in der Citadelle eingesperrt, wie jeder andere
unter gleichen Umständen eingesperrt worden wäre, und bleibt wie
jeder andere eingesperrt, bis erstens einflußreiche Antwerpener Bürger
sich für ihn verwenden, zweitens alle während seiner Gefangenschaft
gemachten Schulden bezahlt sind. Diese beiden Umstände treten
im September 1633 ein. «Darauf zieht er in das Haus des Kupfer-
stechers Paulus Pontius und wird ununterbrochen bis zu seiner, am
1. Februar 1638 erfolgten Beerdigung in Antwerpen erwähnt. Diese
Erwähnungen beziehen sich auf seinen Eintritt in die Lukasgilde
(Winter 1631/32) und in die Rhetorikerkammer, auf Teilnahme an
deren Jahresmahlzeiten, auf Aufnahme von Schülern und vor allem
auf Schulden, die er gemacht hat und nicht bezahlen kann, wofür
er aber Bilder zu malen verspricht. Ferner legt er Erklärungen ab
über die Echtheit seiner Bilder, übernimmt Patenstellen bei Kindern
seiner Kunstbrüder und wird in Verbindung mit den angesehensten
unter ihnen erwähnt. Rubens, der bereits 1632 ein Bild von ihm
besaß, schätzte ihn hoch und besaß bei seinem Tode deren siebzehn.
 
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