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Hofstede de Groot, Cornelis
Beschreibendes und kritisches Verzeichnis der Werke der hervorragendsten holländischen Maler des XVII Jahrhunderts (Band 3): [Frans Hals, Adriaen van Ostade, Isack van Ostade, Adriaen Brouwer] — Esslingen, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.43144#0157
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Frans Hals.

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kleine Format übertragen. Ein interessantes Beispiel seiner direkten
Abhängigkeit vom älteren Bruder zeigt der unter unserer Nr. 141
erwähnte Fall.
Nach den neuesten Archivuntersuchungen von Bredius haben nicht
weniger als sieben Söhne des Frans Hals Pinsel und Palette gehand-
habt. Von diesen sind Johannes (erwähnt in Haarlem 1648 und 1649),
Herman (1611—1669) und Reynier (1630 bis nach 1671) durch
signierte Bilder für uns greifbare Künstlergestalten. Letzterer ist der
schwächste, wie das voll bezeichnete Brei essende Mädchen im
Haarlemer Museum beweist. Die lebensgroßen Gruppenbilder des
Herman in den Sammlungen Thieme-Leipzig, Weber-Hamburg und
in den Museen in Schwerin und Reims zeigen den Stil ähnlicher
Bilder des Vaters ins Derbe übersetzt1)- Sie fallen außerdem durch
eine branstige rotbraune Karnation ins Auge. Schwächer noch sind
die kleinfigurigen Bilder (in Haarlem, Hermannstadt, Riga, Stockholm,
Abbeville usw.), die denen des Jan Hals oft sehr nahe kommen,
während sich die größeren Gruppen des letzteren mehr dem Stil
J. M. Molenaer nähern.
Eine große Anzahl von Bildern (Stilleben und Stallinterieurs) und
Zeichnungen (Landschaften mit Figuren und Vieh) gelten als Werke
des jungen Frans Hals (1617/23 bis nach 1669), weil sie ein aus
allen Buchstaben seines Namens zusammengesetztes Monogramm
tragen. Auffallend ist hierbei, daß keins dieser Werke stilistisch auch
nur den geringsten Einfluß des Vaters oder der Brüder ihres angeb-
lichen Schöpfers verrät, die Gruppe der Stallinterieurs dagegen ganz
bestimmt auf verwandte Werke der Rotterdamer Maler E. van der Poel,
C. Saftleven und P. de Bloot hinweist. Da nun die Zeichnungen
(Uffizien, Braunschweig, Haarlemer Archiv) neben dem Monogramm
noch Jahreszahlen tragen, die bis 1632 hinaufreichen, und die Geburt
von Frans Hals jr. erst zwischen 1617 und 1623 angesetzt wird, so muß
entweder die letztere Annahme unrichtig sein, oder die erwähnten
Kunstwerke müssen von einem anderen Maler herrühren. Am ehesten
kommt das von den bis jetzt erwähnten Bildern ganz abweichende,
mit dem Monogramm F HALS signierte Bild der Eremitage, der
Waffenschmid, als Werk des Fr. Hals jr. in Betracht. Andere Zu-
schreibungen dagegen wie die der Hille Bobbe in Dresden, des
Operateurs in Rotterdam und die mancher schwächerer Kopien nach
Werken seines Vaters stehen ganz in der Luft.
Dasselbe gilt bis jetzt für einige mit dem Monogramm CH
bezeichnete und deshalb dem Nicolaes (Claes) Hals zuge-
schriebene Bilder (Mauritshuis). Ebensowenig ist die verdächtige
Bezeichnung auf einer Straßenansicht im Haarlemer Museum imstande,
uns genügendes Vertrauen auf die Echtheit des betreffenden Bildes
einzuflößen.
Pieter Roestraten (um 1630—1698), der Schwiegersohn des
Frans Hals, war uns bis vor kurzem nur als einer im Gegenständlichen
wenig Abwechslung bietender, technisch dagegen nicht unbegabter
Maler von Stilleben von Prunkgefäßen und dergleichen bekannt. In
Von Herman Hals ist auch das von mir bei Jan Steen unter Nr. 876 beschriebene
Bild. Eine abermalige Prüfung hat mich überzeugt, daß Bredius, der das Bild für einen
H. Hals hielt, recht hatte.
 
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