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Hofstede de Groot, Cornelis
Beschreibendes und kritisches Verzeichnis der Werke der hervorragendsten holländischen Maler des XVII Jahrhunderts (Band 3): [Frans Hals, Adriaen van Ostade, Isack van Ostade, Adriaen Brouwer] — Esslingen, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.43144#0158
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Frans Hals.

jüngster Zeit hat das Museum in Haarlem ein bezeichnetes Figuren-
bild von ihm erworben, dem sich ein bis jetzt dem Jan Steen zu-
geschriebenes Gemälde im New Yorker Museum und einige kleinere
Bilder in Privatbesitz anschließen. Roestraten offenbart sich uns in
denselben mehr als Nachahmer des Jan Steen als seines Schwiegervaters.
Von den Bauernmalern aus der Schule des Frans Hals übergehe
ich hier die Brüder van Ostade und Adriaen Brouwer, die in
diesem Bande eine besondere Behandlung erfahren, wende mich
dagegen zu dem bereits beiläufig als Gatten der Judith Leyster er-
wähnten Jan Miense Molenaer (von 1600—1668). Seine Jugend-
werke zeigen in der Auffassung, Behandlung und Farbengebung auf
das deutlichste den direkten Einfluß des Frans Hals, unter dessen
Namen sie vielfach verkauft wurden. Vergleiche z. B. die Bemerkung
zu unserer Nr. 130.
Seine lustigen Szenen verraten eine nicht geringe malerische
Begabung. Sie sind farbenreich im Kolorit, blond im Gesamtton.
In der Wiedergabe des Lachens wird er nur von seinem Vorbild
übertroffen. Manche Bilder zeigen soviel Verwandtschaft mit dem
Stil der Judith Leyster, daß ein Zusammenwirken der Ehegatten
wahrscheinlich ist. Später gerät er in Amsterdam unter den Einfluß
des Rembrandtschen Helldunkels, büßt aber dabei seine koloristischen
Vorzüge ein.
Von den Haarlemer Porträtmalern, die mit größerem oder
geringerem Recht der Schule des F. Hals beigezählt werden, ist uns
Vincent van der Vinne (1629—1702) durch kein einziges sicheres
Werk bekannt. Nach Houbraken war er besonders glücklich in
seinen, nach dem Vorbild seines Lehrers breit gemalten Bildnissen.
Da er um 1650 dessen Schüler gewesen sein wird, müssen wir seine
Werke unter den anonymen Bildnissen, die dem Halsstil dieser Jahre
am nächsten kommen, zu finden trachten.
Johannes Cornelisz Verspronck (1597—1662) und Pieter
Fransz de Grebber (1570—1649) waren beide Söhne von zwei
ihrerzeit angesehenen Bildnismalern: Cornelis Engelsz und Frans
de Grebber, denen sie für ihre künstlerische Entwicklung gewiß
mehr verdanken, als Frans Hals, dessen Schule sie manchmal bei-
gezählt werden.
Auch Jan de Bray ( —1697) war der Sohn eines angesehenen
Malers, aber seine Werke zeigen in ihrer breiten Behandlung einen
so ausgesprochenen Einfluß des Frans Hals, daß wir ihn mit Recht
seinen Schüler nennen dürfen. Man vergleiche z. B. die stattliche
Serie seiner Werke im Haarlemer Museum und vor allem das vor-
treffliche kleine Bildnis der Agatha van der Horn im Museum in
Luxemburg (1663 datiert), welches dem Frans Hals gleichkommt. Im
allgemeinen kann man sagen, daß de Bray in seinen kleinen Porträts
am glücklichsten ist, die meist unter falschem Namen gehen z. B.
als Th. de Keyser.
Philips Wouwerman (1619—1668) ist bereits im vorigen Band
eingehend behandelt worden. Wir können ihn deshalb hier übergehen.
Dasselbe tun wir mit der ganzen Reihe von Gesellschaftsmalern,
die früher als mehr oder weniger entfernte Nachahmer des Frans Hals
betrachtet wurden, wie Palamedes, Codde, Duck, Duyster, Kick,
 
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