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Holtzinger, Heinrich
Die altchristliche Architektur in systematischer Darstellung: Form, Einrichtung und Ausschmückung der altchristlichen Kirchen, Baptisterien und Sepulcralbauten — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.26242#0022
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2 Umfang und Inhalt der altchriftlichen Architektur. § 2. 3.

§ 3·

Die Geburtsftunde des ehriftlichen Sacralbaues fchlug, als die im
Anfang ehriftlichen Gemeindelebens übliche Benutzung von Privat-
räumen oder gemietheten Lokalitäten zum Gottesdienft in Folge der
Zunahme der Gemeinden an Mitgliederzahl lieh als unzureichend er-
wies und das Bedürfniß nach lelbftändigen gottesdienftlichen Bauten
unabweisbar wurde. Je nach Bedarf oder Wunfch hat man diefer
Neuerung an den einzelnen Orten felbftredend hier früher, dort fpäter
Eingang gewährt.

Als erftes Erforderniß ftellte fleh die Errichtung von Kirchen-
bauten im eigentlichften Sinne, zum Zweck der gottesdienftlichen Ver-
fammlungen, heraus; fodann legte fleh der Wunfch nahe, für die (ftets
als Immerfion vollzogene) Taufe befondere," zweckentfprechende Bauten
zu befitzen; endlich verlangte der fromme Sinn nach Umfchließung
und würdevoller Ausfchmückung verehrter und geheiligter Stätten,
d. h. nach Sepulcral- und Memorialbauten.

Für alle diefe Anlagen ergaben fleh je nach Beftimmung der-
felben von vornherein gewiffe Grunderforderniffe der Form in Plan-
bildung und Aufbau.

II. Grundbedingungen der Form in der altchristlichen

Architektur.

A. Kirchen im eigentliche?i Sinne.

§ 4. Longitudinalbauten; ihr Vorzug vor den Centralbauten.

Der Gottesdienft bedingte einen möglichft weiten und genügend
beleuchteten Raum und verlangte in demfelben eine, Auge und Ohr
aller Anwefenden erreichbare Stätte feiner Funktionen (Schriftverlefung,
Predigt, Euchariftie).

Es konnten diefem Bedürfniß an und für fleh fowohl Bauten von
oblongem, als folche von centralem Grundriß genügen. Daß man der
erfteren Form von Anfang an den Vorzug gegeben, hing ohne Zweifel
in erfter Linie von rituellen Erwägungen ab. Es war unthunlich, die
Stätte der gottesdienftlichen Funktionen zum räumlichen Mittelpunkt
des Kirchengebäudes zu machen, da alsdann ein Theil der Gemeinde
im Rücken der fungirenden Geiftlichkeit hätte Platz finden mül’fen.
Daneben kam gewiß in Betracht, daß die Ueberdeckung eines Central-
raumes von größeren Dimenfionen technifche Mittel erforderte, deren
 
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