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Holtzinger, Heinrich
Die altchristliche Architektur in systematischer Darstellung: Form, Einrichtung und Ausschmückung der altchristlichen Kirchen, Baptisterien und Sepulcralbauten — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.26242#0050
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Eriles Buch. Die altchriftlichen Kirchen.

DRITTER ABSCHNITT.

Der H a u p 11) a u.

A. Basiliken (Longitudinalbauten).

Die Bafilika befteht aus zwei Haupttheilen, dem oblongen Lang-
haufe, dem Raum für die Gemeinde, und dem an die zweite, der Ein-
gangsfeite gegenüber gelegene Schmalfeite angefchlolfenen Annex,
dem Presbyterium, der Stätte des Klerus und der gottesdienftlichen
Functionen.

Erste Abtheilung.

Das Langhaus.

CAPITEL I.

Allgemeine Anlage. Proportionen.

§ 16. Anlage.

Aus dem, den Propyläen gegenüberliegenden Portikus des Atriums
refp. aus dem Narthex führen eine oder mehrere Thüren in das Innere
der Bafilika. Daffelbe ift anfangs bei beftimmten Breitendimenfionen
aus technifchen Rückfichten (f. oben S. 2), fpäter auch bei geringen
Maßverhältniffen faft ausnahmlos in der Längenrichtung durch die
Deckenftützen derart gegliedert, daß ein breiterer Mittelraum (Mittel-
fchiff) von je einem oder auch je zwei fchmäleren Seitenräumen (Seiten-
fchiffen, Abfeiten) begleitet wird.

Befondere Bezeichnungen für diefe Räume kannte das Alterthum
nicht. Der Liber pontif. fpricht im Leben Silvefters bildlich vom
gremium basilicae (Mittelfchiff) und bezeichnet die Seitenfchiffe
als pars dextera und pars leva basilicae. Ueber die Bezeichnungen
pars mulierum und pars virorum f. § 75·

Die Beleuchtungsfrage wurde durch Ueberhöhung des Mittelfchiffes
und Anbringung von Fenftern in den Obermauern deffelben gelöst.
Gleiche Deckenhöhe aller Schiffe hätte, um genügend große Fenfter in
den Außenmauern und einen befriedigenden äfthetifchen Eindruck zu
erzielen, für die Deckenftützen Maße erfordert, deren der in der alt-
chriftlichen Zeit allein herrichende Säulenbau nicht fähig war. Erft der
derbere, jeder Dimenlion fähige Pfeiler konnte mit jeder Mauerhöhe
rivalifiren. und deßhalb, nachdem er über die Säule gehegt, die mittel-
alterliche „Hallenkirche“ ermöglichen.
 
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