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Holtzinger, Heinrich
Die altchristliche Architektur in systematischer Darstellung: Form, Einrichtung und Ausschmückung der altchristlichen Kirchen, Baptisterien und Sepulcralbauten — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.26242#0261
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§ 102. Die Gefammtanlage oberirdifcher Cömeterien.

24I

ZWEITER ABSCHNITT.

Die oberirdischen Sepulcralbauten.

CAPITEL I.

Die Gesammtanlage oberirdischer Cömeterien.

§ 102.

a. Namen. — Einen befonderen, den Zweck bezeichnenden Namen
befaßen die oberirdifchen Friedhöfe in Rom nicht, wo unter coemeterium
die gefammte unter- und oberirdifche Anlage verftanden wurde. In
Afrika wurden die Friedhöfe fchlechthin als areae Christianorum bezeich-
net (z. B. in den Märtyrerakten: Gesta purgationis Felicis, etc.). Den
Namen des Befitzers fügte man dem Terminus area oder coemeterium
bei, wie u. A. Rom ein coemeterium Priscillae, Lucinae etc. befaß.
Auch hortus pflegte man die Area zu benennen, wenn fle, wie häufig,
gartenartig angelegt war; vgl. hortus Theonis, Hilariae u. a. in Rom,
hortus Metrodori in Salona, hortus Philippi in Mailand als infchriftliche
Bezeichnungen (de Rossi, Roma sotterr. III, 429; I, 207).

War der Friedhof Eigenthum eines Einzelnen, fo führte er den
Namen praedium, wie die Grabfchriften manches domnipraedius und
mancher domn/praedia ausfagen, daß lie beftattet feien in praedio suo
oder auch einfach in suo, in re stia.

b. Umgrenzung. — Die Umgrenzung der für einen Friedhof
abgemeffenen Area beftand zum Mindeften aus einer Mauer.

Die Reite derjenigen von S. Callisto bei Rom, aus Tuf in
einer Dicke von 1,64 m., fallen (an der Südfeite der Area) genau
mit der Grenze des älteften unterirdifchen Cömeteriums zufammen.
— Der Terminus für das Abmeffen der Area lautete ponere, figere
tumulo metas (Infchriften bei de Rossi, Roma sotterr. III, 400).

c. Bauten. —Aus mancher einfachen, mauerumgrenzten Area war
im Laufe der Jahre eine ftadtähnliche Anlage erwachfen, wie es u. A.
Paulinus von Nola von der gewaltigen Anlage am Grabe des h. Felix
rühmt. Bauten mit rein fepulcralem Zweck, Maufoleen, Tegurien, Tegu-
lata und ähnliche mifchten fleh mit folchen, die dem ungeheuren Zu-
drange der Andächtigen zu den verehrten Ruheftätten der Märtyrer
dienen follten: das Cubiculum erweiterte fich zur Bafilika oder es ver-
band fleh eine folche mit dem kleinen Bau der Grabescella, Triclinien
zur Abhaltung der Agapen wurden am Eingang zum unterirdifchen

Holtzinger, Altchriftliche Architektur. IO
 
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