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Holtzinger, Heinrich
Die altchristliche Architektur in systematischer Darstellung: Form, Einrichtung und Ausschmückung der altchristlichen Kirchen, Baptisterien und Sepulcralbauten — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.26242#0134
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Erftes Buch. Die altchriftlichen Kirchen.

II4

VIERTER ABSCHNITT.

Immobile Utensilien im Innern der Kirchen.

CAPITEL I.

Der Altar.

A. Der Tischaltar der ältesten Zeit.

§ 49. Die Form im Allgemeinen.

Für die euchariitifche Feier wurde anfänglich, fo lange die Ver-
ehrung der Märtyrer auf die Grabftätten derfelben befchränkt blieb,
nichts weiter als ein Tifch gefordert, der den genügenden Platz für die
Cultushandlung (Confecration und Austheilung von Brod und Wein)
darbot. In der Form fchloß lieh diefer Tifch den Vorbildern des pro-
fanen Gebrauches an, er beftand aus einer oblongen, von einer oder
mehreren Stützen getragenen Platte. . t )

So unterfchied fich derfelbe fchon äußerlich von den heidnifchen
Altären, und es wird der Vorwurf verftändlich, der den Chriften
im Octavius des Minucius Felix gemacht wird: cur nullas aras
habent, templa nulla, nulla nota simulacra? Der markante, formelle
wie ideelle Gegenfatz zwifchen heidnifchem und chriftlichem Altar
tritt auch in einer bisher in diefer Hiniicht unbeachtet gebliebenen
Stelle der Gesta purgationis Felicis (vom Jahre 303) auf, wonach
ein Chrift von Aptunga dem heidnifchen Duumvir Caecilianus die
Cathedra der chriitlichen Bafilika und die in derfelben super lapide
befindlichen Schriften ausliefert.χ) Daß man es liebte, gerade auf
dem Altartifch heilige Schriften zu deponiren, beweifen die Ab-
bildungen, z. B. im Baptifterium S. Giovanni in fonte zu Ravenna
(Fig. 92), wo auf vier Altären je ein aufgefchlagenes Buch mit
der Auffchrift liegt: EVANGELIVN SECVN MATTHEVN; EVAN-
GELIVN SECVN IOANNEN; EVANGELIVN SECVN MARCVN;
EVANGELIVN SECVN LVCAN.; ähnlich, aber aus fpäterer Zeit,
die Mofaiken in der Bafilika von Bethlehem (de Vogüe, les eglises
de la Terre sainte, Tfl. 3 u. 4).

§ 50. Material.

Als Material wurde anfänglich fowohl Stein als Holz verwendet.

■*■) Vgl. den von D. Völter verbefferten Text in deffen „Urfprung des Donatismus“,
Freiburg 1883, S. 16 ff.
 
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