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Grundbedingungen der Form in der altchriftlichen Architektur. § 6. 7.
Mittelfchiff und zwei oder vier fchmälere Seitenschiffe (Abfeiten) zer-
fiel. Faft ausnahmslos hat die altchriitliche Architektur es vermieden,
über fämmtliche Schiffe in gleicher Höhe die Decke zu fpannen; fie
hat vielmehr den fpäter in der mittelalterlichen Baukunit verwirklichten
Gedanken einer Hallenkirche noch abgelehnt und dem Mittelfchiff, ffatt
es auf die Lichtzufuhr durch die Seitenfchiffe, von den Fenftern der
letzteren in den Außenmauern her, anzuweifen, vielmehr direktes Licht
zugeführt durch Ueberhöhung des Raumes über die Seitenfchiffe hinaus
und Anbringung von Fenftern in den Obermauern (Lichtgaden). Das
aus dem fo gewonnenen Querfchnitt und dem oben fkizzirten Grundriß
refultirende Schema wird, nach antikem Vorgänge, als das bafilikale,
ein nach ihm konftruirter Bau ohne Rückficht auf feine Beftimmung als
Bafilika bezeichnet. Es ift dies eine der vorchriftlichen Zeit fchon eigene
und außerordentlich geläufige Bauform, deren Adoptirung für den
Kirchenbau fich aus rein praktifchen Gründen nahe legte, ja lieh unent-
behrlich gemacht hat bis auf den heutigen Tag1).
B. Baptisterien, Mausoleen und Denkmalkirchen.
f 7 ·
Sah der Gemeindegottesdienft feine Bedürfniffe in Bezug auf die
Räumlichkeit im Longitudinalbau und vor Allem in deffen bafilikaler
Geftaltung befriedigt, fo ließen lieh andererfeits die Wünfche, welche
die Kirche für den Tauf-, Sepulcral- und Memorialritus an die Archi-
tektur ftellte, durch Herbeiziehung des variabelen Centralfchemas am
glücklichften erfüllen. — Für die Taufhandlung, die als Haupt-
erforderniß das Verlangen nach einem großen Baffin im gefchloffenen
Raume ftellte, wählte man einen abfolut centralen, fei es kreisförmigen,
fei es polygonen Bau, der, bei mäßigem Durchmeffer, fich unfehwer
mit der dem Centralbau am meiften conformen Ueberdeckung ver-
teilen, d. h. überwölben ließ. — Reichere Abwechfelung in Plan und
Aufbau boten die Sepulcral bauten; einfacher unter der Erde (Einzel-
gräber und Katakomben), mannigfaltiger und luxuriöfer in Form von Mau-
foleen oberhalb des Erdbodens, von quadratem, kreuz- oder kreisförmigem,
triapfidalem und anderem Grundriß, ein- oder mehrgefchoffig im Aufbau,
flach gedeckt oder eingewölbt. — Diefer Gattung verwandt find die M e-
morialbauten, die Denkmalkirchen, bei denen, gemäß ihrer Beftim-
mung, einen verehrten Ort zu verherrlichen, diefer zum Mittelpunkt der
Anlage gemacht, die letztere mithin möglichft central geftaltet wird.
x) Ueber die Entftehung und Ausbreitung des bafilikalen Schemas im Alterthum vgl.
befonders Konrad Lange, Haus und Halle, Studien zur Gefchichte des antiken Wohnhaufes
und der Bafilika. Leipzig. 1886.
Grundbedingungen der Form in der altchriftlichen Architektur. § 6. 7.
Mittelfchiff und zwei oder vier fchmälere Seitenschiffe (Abfeiten) zer-
fiel. Faft ausnahmslos hat die altchriitliche Architektur es vermieden,
über fämmtliche Schiffe in gleicher Höhe die Decke zu fpannen; fie
hat vielmehr den fpäter in der mittelalterlichen Baukunit verwirklichten
Gedanken einer Hallenkirche noch abgelehnt und dem Mittelfchiff, ffatt
es auf die Lichtzufuhr durch die Seitenfchiffe, von den Fenftern der
letzteren in den Außenmauern her, anzuweifen, vielmehr direktes Licht
zugeführt durch Ueberhöhung des Raumes über die Seitenfchiffe hinaus
und Anbringung von Fenftern in den Obermauern (Lichtgaden). Das
aus dem fo gewonnenen Querfchnitt und dem oben fkizzirten Grundriß
refultirende Schema wird, nach antikem Vorgänge, als das bafilikale,
ein nach ihm konftruirter Bau ohne Rückficht auf feine Beftimmung als
Bafilika bezeichnet. Es ift dies eine der vorchriftlichen Zeit fchon eigene
und außerordentlich geläufige Bauform, deren Adoptirung für den
Kirchenbau fich aus rein praktifchen Gründen nahe legte, ja lieh unent-
behrlich gemacht hat bis auf den heutigen Tag1).
B. Baptisterien, Mausoleen und Denkmalkirchen.
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Sah der Gemeindegottesdienft feine Bedürfniffe in Bezug auf die
Räumlichkeit im Longitudinalbau und vor Allem in deffen bafilikaler
Geftaltung befriedigt, fo ließen lieh andererfeits die Wünfche, welche
die Kirche für den Tauf-, Sepulcral- und Memorialritus an die Archi-
tektur ftellte, durch Herbeiziehung des variabelen Centralfchemas am
glücklichften erfüllen. — Für die Taufhandlung, die als Haupt-
erforderniß das Verlangen nach einem großen Baffin im gefchloffenen
Raume ftellte, wählte man einen abfolut centralen, fei es kreisförmigen,
fei es polygonen Bau, der, bei mäßigem Durchmeffer, fich unfehwer
mit der dem Centralbau am meiften conformen Ueberdeckung ver-
teilen, d. h. überwölben ließ. — Reichere Abwechfelung in Plan und
Aufbau boten die Sepulcral bauten; einfacher unter der Erde (Einzel-
gräber und Katakomben), mannigfaltiger und luxuriöfer in Form von Mau-
foleen oberhalb des Erdbodens, von quadratem, kreuz- oder kreisförmigem,
triapfidalem und anderem Grundriß, ein- oder mehrgefchoffig im Aufbau,
flach gedeckt oder eingewölbt. — Diefer Gattung verwandt find die M e-
morialbauten, die Denkmalkirchen, bei denen, gemäß ihrer Beftim-
mung, einen verehrten Ort zu verherrlichen, diefer zum Mittelpunkt der
Anlage gemacht, die letztere mithin möglichft central geftaltet wird.
x) Ueber die Entftehung und Ausbreitung des bafilikalen Schemas im Alterthum vgl.
befonders Konrad Lange, Haus und Halle, Studien zur Gefchichte des antiken Wohnhaufes
und der Bafilika. Leipzig. 1886.