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Holtzinger, Heinrich
Die altchristliche Architektur in systematischer Darstellung: Form, Einrichtung und Ausschmückung der altchristlichen Kirchen, Baptisterien und Sepulcralbauten — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.26242#0028
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Erftes Buch. Die altchriftlichen Kirchen.

falem di.sponirt (Euseb. vita Constant. III., 37); Näheres über
die auf mannigfachen Hypothefen lieh aufbauenden Reconftruk-
tionen diefes Baues im II. Theil).

Bei der Peterskirche in Rom gebot die Lage des Apoliel-
grabes am Abhang des vatikanifchen Hügels eine weltliche Dis-
pofition der Apfis.

Auch die Grabkirche des Paulus an der Via Ostiensis
zeigte im erften Bau die Apfis im Weiten, bis unter Valentinian II.,
Theodofius und Arcadius (389) ein größerer Neubau mit um-
gekehrter Orientirung angeordnet wurde.

Durch Straßenzüge beftimmt erfcheint die öftliche Richtung der
Eingangsfeite bei den römifchen Kirchen S. Sebaftiano an der
Via Appia, Ss. Nereo ed Achilleo, S. Maria in Domnica,
S. Clemente, S. Nicolo in Carcere. Bei S. Balbina ift
das Fundament der Vorhalle (wie der Mauerverband erweist) gleich
dem Hauptbau außerchriftlichen Urfprungs. — Aus nicht mehr er-
kennbaren Gründen find ferner mit weltlicher Apfis gebaut die
Lateranbafilika, S. Stefano fuori le mura, S. Crifogono
und andere.

Dazu kommt, z. B. in Rom, eine nicht unbedeutende Reihe
von Kirchen, deren Apfis, offenbar in Folge alter Straßenläufe
oder der Benutzung antiker Bauten, nach allen möglichen Rieh-
tungen orientirt ift, wie z. B. nach Nordweften bei S. Maria
Maggiore, S. Pudenziana, S. Praffede, nach Norden bei
S. Marco, nach Nordoften bei S. Sabina, nach Südoften bei
S. Agnefe und S. Saba, u. f. w.

Einen Beweis dafür, wie ftreng man ftellenweife auf die öftliche
Lage der Apfis hielt, können wir, außer in Umdrehung der Orientirung
bei Neubauten, z. B. der Paulsbafilika, darin erblicken, daß man bei
Adoptirung antiker Tempel, z. B. des Parthenon, oder anderer Bauten
mit öftlichem Eingang, z. B. des Buleuterion (?) in Olympia, lieh die
Mühe nahm, die Thüröffnung mit dem Apfishalbrund zu umziehen und
in die weltliche Schmalwand Eingänge zu brechen. Vgl. z. B. zum
Parthenon die Grundriffe bei A. Michaelis, der Parthenon, und zu
Olympia die „Ausgrabungen von Olympia“, Bd. III, Tfl. 36.

Ob die allmählich durchdringende Sitte der öftlichen Lage der
Apfis die Urfache zur Fenfteranlage in letzterer geworden, ift fchwer
zu entfeheiden. Die, in der That häufige, Fenfterlofigkeit weltlicher
Apfiden hat bei einzelnen Monumenten, wieSt. Peter und S. Lorenzo
fuori le mura (ehemals), ihren Grund in den Terrainverhältniflen (An-
bau an einen Hügel), wie ganz derfelbe Umftand z. B. auch bei der
 
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