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Erftes Buch. Die altchriftlichen Kirchen.
zu Jerufalem, eines Marcianus in Gaza, oder an der Säule des Asketen
Simeon nur conlequente Gegenftücke, Rivalen auf Seite des neuen,
fiegreichen Glaubens, der in Gaza ein Marneion, in Alexandria ein
Serapeum zerftört hatte.
Mehrfach hat die Kirche, wo fie antike Tempel abbrach, um einen
eigenen Bau an die Stelle zu fetzen, gerade die engere Umgebung
des früheren Baues, die Hallen des Temenos, beibehalten als Zierde
des neuen Kirchenperibolos; fo in Gaza am ehemaligen Marneion,
als Porphyrius um 400 durch Rufinus nach dem von Eudoxia aus Con-
ftantinopel gefandten Plane die kreuzförmige Kirche auf der Mitte des
alten Temenos erbauen ließ; fo in Aphrodifias, wo die Kirche den
Venustempel in ein Gotteshaus verwandelte, aber alle Hallen ringsum
als willkommene Beigabe aufnahm.
Von antiken Tempeln mit Peribolos feien hier noch genannt
der Jupitertempel in Aizani (Le Bas, Voyage archeolog. en
Asie Mineure, Tfl. 18), der Sonnentempel in Heliopolis
(Lübke, Gefchichte der Architektur, 6. Auf!., Bd. I. S. 290), der
große Tempel in Gerafa (Rey, Voyage dans le Haouran, Tfl. 21),
der große Tempel zu Palmyra (Wood, Les ruines de Palmyra),
der Tempel des Baal Samin zu Siah (Vogüe, Syrie centrale,
Tfl. 2 ff.), der Tempel zu Dfchemila in Algier (Exploration scien-
tifique de l’Algerie; beaux-arts, Tfl. 45), der von Hadrian erbaute
Tempel der Venus und Roma am römifchen Forum (Lübke,
a. a. O. S. 301), der Tempel des Apollo in Pompeji (Durm, Bau-
kunft der Römer, S. 298).
Die frühefte Erwähnung eines Kirchenperibolos finden wir in Con-
flantins Zeit. — Euseb., vita Constant., IV., 59: „Um diefen Tempel
(die vom Kaifer gegründete Apoftelkirche zu Conllantinopel)
breitete fich rings ein offener Hof aus; an feinen vier Seiten liefen
Hallen entlang, welche den Hof mit dem Tempel in der Mitte um-
fchloffen; an den Hallen lagen Gemächer für den Kaifer, Bäder und
Erholungsorte, fowie viele andere Räume, welche für die Wächter forg-
fältig hergerichtet waren.“
Daß eine folche großartige Anlage nicht vereinzelt daftand, geht
aus einem Edicte des jüngeren Theodofius vom Jahre 431 hervor,
welches das Afylrecht der Kirchen auf den Peribolos mit feinem ge-
lammten Inhalt an Bauten, Gärten, Höfen, Bädern und Hallen ausdehnt.
Cod. Theodosiam lib. IX, tit. 45'. Ανεφχϋ·ωσαν τδις δεδιόσιν οί ναοί
τον μεγάλου ϋεον. Ον γάρ μόνα τά θείο, {θυσιαστήρια και τον ενκτήριον
ναόν τον τετραγώνων τοίχων περιβόλι] τειχιζόμενον εις ασφάλειαν
συντελεϊν των προςφενγόντων ϋεοπίζομεν, άλλ’ ει τι και περαιτέρω τούτον
Erftes Buch. Die altchriftlichen Kirchen.
zu Jerufalem, eines Marcianus in Gaza, oder an der Säule des Asketen
Simeon nur conlequente Gegenftücke, Rivalen auf Seite des neuen,
fiegreichen Glaubens, der in Gaza ein Marneion, in Alexandria ein
Serapeum zerftört hatte.
Mehrfach hat die Kirche, wo fie antike Tempel abbrach, um einen
eigenen Bau an die Stelle zu fetzen, gerade die engere Umgebung
des früheren Baues, die Hallen des Temenos, beibehalten als Zierde
des neuen Kirchenperibolos; fo in Gaza am ehemaligen Marneion,
als Porphyrius um 400 durch Rufinus nach dem von Eudoxia aus Con-
ftantinopel gefandten Plane die kreuzförmige Kirche auf der Mitte des
alten Temenos erbauen ließ; fo in Aphrodifias, wo die Kirche den
Venustempel in ein Gotteshaus verwandelte, aber alle Hallen ringsum
als willkommene Beigabe aufnahm.
Von antiken Tempeln mit Peribolos feien hier noch genannt
der Jupitertempel in Aizani (Le Bas, Voyage archeolog. en
Asie Mineure, Tfl. 18), der Sonnentempel in Heliopolis
(Lübke, Gefchichte der Architektur, 6. Auf!., Bd. I. S. 290), der
große Tempel in Gerafa (Rey, Voyage dans le Haouran, Tfl. 21),
der große Tempel zu Palmyra (Wood, Les ruines de Palmyra),
der Tempel des Baal Samin zu Siah (Vogüe, Syrie centrale,
Tfl. 2 ff.), der Tempel zu Dfchemila in Algier (Exploration scien-
tifique de l’Algerie; beaux-arts, Tfl. 45), der von Hadrian erbaute
Tempel der Venus und Roma am römifchen Forum (Lübke,
a. a. O. S. 301), der Tempel des Apollo in Pompeji (Durm, Bau-
kunft der Römer, S. 298).
Die frühefte Erwähnung eines Kirchenperibolos finden wir in Con-
flantins Zeit. — Euseb., vita Constant., IV., 59: „Um diefen Tempel
(die vom Kaifer gegründete Apoftelkirche zu Conllantinopel)
breitete fich rings ein offener Hof aus; an feinen vier Seiten liefen
Hallen entlang, welche den Hof mit dem Tempel in der Mitte um-
fchloffen; an den Hallen lagen Gemächer für den Kaifer, Bäder und
Erholungsorte, fowie viele andere Räume, welche für die Wächter forg-
fältig hergerichtet waren.“
Daß eine folche großartige Anlage nicht vereinzelt daftand, geht
aus einem Edicte des jüngeren Theodofius vom Jahre 431 hervor,
welches das Afylrecht der Kirchen auf den Peribolos mit feinem ge-
lammten Inhalt an Bauten, Gärten, Höfen, Bädern und Hallen ausdehnt.
Cod. Theodosiam lib. IX, tit. 45'. Ανεφχϋ·ωσαν τδις δεδιόσιν οί ναοί
τον μεγάλου ϋεον. Ον γάρ μόνα τά θείο, {θυσιαστήρια και τον ενκτήριον
ναόν τον τετραγώνων τοίχων περιβόλι] τειχιζόμενον εις ασφάλειαν
συντελεϊν των προςφενγόντων ϋεοπίζομεν, άλλ’ ει τι και περαιτέρω τούτον