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Hoppe, Stephan
Die funktionale und räumliche Struktur des frühen Schloßbaus in Mitteldeutschland: untersucht an Beispielen landesherrlicher Bauten der Zeit zwischen 1470 und 1570 — Köln: Abteilung Architekturgeschichte des Kunsthistorischen Instituts der Universität zu Köln, 1996

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.69717#0046
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Die Albrechtsburg in Meißen von 1471 - 1490

Der konkrete Anlaß für den Neubau eines Residenzschlosses in Meißen läßt
sich aus den Quellen nicht mehr erkennen.97 Die praktische Bedeutung der
Meißener Burg als Ort der Hofhaltung war zwar nicht so groß wie die der
Nachbarorte Torgau oder Dresden, es handelte sich aber hier um den Aus-
gangspunkt des wettinischen Territorialstaates, an dem sich seit der ersten
Hälfte des 15. Jahrhunderts auch die neu angelegte Grablege der Dynastie in
der Westkapelle des Domes befand. Meißen war somit zumindest ein Ort ho-
her dynastischer und damit politisch-symbolischer Bedeutung für die Wetti-
ner.
Als man um 1471 mit dem Bau der Albrechtsburg begann, wurde das Kur-
fürstentum Sachsen seit 1464 von den beiden Brüdern Kurfürst Emst (gest.
1486) und Herzog Albrecht (gest. 1500) gemeinsam regiert. Ihrer beider Re-
sidenz befand sich damals hauptsächlich in Dresden, und es ist davon auszu-
gehen, daß auch das Meißener Schloß für eine gemeinsame Hofhaltung kon-
zipiert worden ist.98
Die Erbauung der Albrechtsburg fiel mit der Einführung einer neuartigen
zentralisierten Organisation des kurfürstlichen Bauwesens in Sachsen zu-
sammen. 1470 war der Werkmeister Arnold von Westfalen" als oberster
Baumeister der landesherrlichen Bauvorhaben bestallt worden, und auf ihn
geht auch der hochkomplexe und innovative Entwurf der Albrechtsburg zu-
rück. Bis zu seinem Tod um 1482 hatte er die Oberbauleitung inne, und an-
schließend wurde im wesentlichen nach seinen Plänen weitergebaut.

Blaschke 1972, S. 13 f.
So schon Wanckel/Gurlitt 1895; aber auch Blaschke 1972, S. 14 und Mertens, Klaus:
Zur baugeschichtlichen Stellung der Albrechtsburg. In: Mrusek, Hans-Joachim (Hrsg.):
Die Albrechtsburg zu Meißen. Leipzig 1972. S. 35 - 40, hier S. 35. Im folgenden als
Mertens 1972, I nachgewiesen. Inhaltlich und textlich fast identisch mit: Mertens,
Klaus: Die Albrechtsburg zu Meißen (1471 - 1971). In: Wissenschaftliche Zeitschrift
der TU Dresden 21 (1972), 2, S. 457 - 463. Abgekürzt als Mertens 1972, H. Im folgen-
den wird wegen der besseren Zugänglichkeit auf die Veröffentlichung im Sammelband
von Mrusek verwiesen.
In jüngerer Zeit hat Emst May versucht, die Albrechtsburg allein dem älteren Bruder
Emst zuzuweisen (May, Walter: Die Albrechtsburg zu Meißen. Herkunft und Bedeu-
tung. In: Sächsische Heimatblätter 17 (1971), S. 103 - HO). Da aber auch für diese Hy-
pothese positive Quellennachrichten fehlen, der Baubestand aber am ehesten auf zwei
fast gleichgestellte Hausherren hinweist (s. u.), so wird hier weiter von der Doppelresi-
denztheorie ausgegangen.
Zur Person und Werk besonders Lemper 1972.
 
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