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Hübsch, Heinrich
Bauwerke: Text zum ersten und zweiten Heft — Karlsruhe und Baden, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.3193#0012
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namentlich die Hoffacade durchgängig dreistöckig, die äussern Facaden aber wegen der an-
grenzenden Quadrate an den Eckflügeln zweistöckig angenommen wurden. Des Bedürfnisses
wegen mussten auf diese zweistöckige Flügel Dach-Fenster gesetzt werden, welche aber
auf der Zeichnung weggelassen wurden, weil dieselben hier einen weit ungünstigeren Effect
machen würden, als in der Wirklichkeit, wo die hohen Mansard-Dächer der nachbarlichen
Häuser daneben stehen.

Da dieses Gebäude von allen Seiten her zugänglich gemacht werden musste, so nahm ich
vier Treppen an, deren Antritte zwar vorzugsweise den Haupteingängen zugewendet sind,
deren Austritte aber in den vier Ecken des Quadrats endigen, wie der Grundriss des zweiten
Stockwerks (mit dem das dritte Stockwerk eine vollkommen gleiche Eintheilung hat) zeigt.

i t

Unmittelbar unter den Antritten dieser Treppen führen (vom Hof aus zugängliche) Treppen
in die durch das ganze Gebäude sich fortsetzenden Keller.

Die Zwischenwände mussten, weil die anzuwendende Luftheizung (um die Fortpflanzung
des Schalls zu hindern) bei jedem Zimmer eine besondere Röhre für den Zutritt der warmen,
und eine Röhre für den Abgang der kalten Luft verlangte, sehr dick angelegt werden, damit
diese vielen (wegen des kleinen Masstabes nicht angegebenen) Röhren hineingelegt wer-
den konnten. Daher hielt ich die äusseren Mauern möglichst schwach. Namentlich blieben
dabei die, wegen der Auflage des Gebälkes üblichen Verstärkungen bei den unteren Stock-
werken ganz weg, und die Balken wurden immer nach der kürzesten Spannung, also auch
beliebig auf die Zwischenwände auf besonders eingemauerte vorstehende Steine aufgelegt, so
dass die Gebälke der angrenzenden Zimmer gar keine Verbindung unter sich haben, was im
Fall eines Brandunglücks die Ausbreitung des Feuers sehr hemmen wird. Die Treppenhäuser
und Gänge sind sämmtlich mit Gewölben gedeckt, über deren flachen Gurtbogen natürlich
Schlaudern eingelegt wurden.

Suchte ich selbst im Innern des Gebäudes eine möglichst grosse Solidität zu erreichen,
so lag mir um so mehr eine monumentale Haltung aller äusseren Theile am Herzen. Die Aus-
führung des ganzen Sokels, sämmtlicher Gewänder und aller Gurten und Gesimse in Haustein
war hier in Carlsruhe von jeher üblich. Aber dagegen war man gewohnt, die Wandflächen
nur mit glattem Verputze und glänzendem Anstrich zu versehen, so dass man deren dauer-
haftere Verkleidung mit Quadern oder Backsteinen für einen übertriebenen Aufwand, und
gar nicht für schön hielt, weil hier die vollkommene Glätte fehlt.

Mir erschien dagegen immer eine solche ephemere Uebertünchung (welche nicht einmal
den muthwilligen Nägeln der vorübergehenden Gassenjungen widersteht) als ganz unver-
träglich mit der Würde eines öffentlichen Gebäudes. Ich führte demnach alle Stockmauern in
Backstein aus und liess die Steine für die Verkleidung der äussern Oberflächen mit besonderer
 
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