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Diese Grundsätze sind auf die gewöhnlichen Verhältnisse berechnet: wenn die Baumeister
wegen besondern Loyalitäten, Gewohnheiten etc. in ihren Bauplanen glauben, davon eine
Ausnahme machen zu müssen, so sind die Gründe zu diesen Abweichungen näher zu ent-
wickeln und zu belegen.

Zu gleicher Zeit fügt man einige auf Dauerhaftigkeit und Zweckmäsigkeit berechnete
technische Bemerkungen zur Nachachtung bei.

A. Grundsätze,
welche bei Erbauung neuer Kirchen zu beobachten sind:

I. Katholische Kirchen.

1) Das Innere des Langhauses — mit Ausschluss des Chors und der Orgel-Bühne — soll
so vielmal 42/8 Quadrat-Fuss (neues Mas) enthalten, als die Gemeinde Köpfe zählt.
Jedoch machen grössere Kirchen, wobei mehrere Geistliche angestellt sind, eine Aus-
nahme, und werden verhältnissmäsig kleiner angelegt.

(Diese Bestimmung ging von der kirchlichen Central-Behörde aus (welche durchschnittlich
und einschliesslich der Schul-Kinder) % der Kopf-Zahl der Gemeinde als die Kirche besuchend

annahm, so dass eigentlich für die Person ——------= ß/^D' Raum im Langhaus und ausserdem

noch derjenige auf der Orgelbühne vorhanden ist.)

2) Wegen der etwaigen späteren Vergrösserung soll das Langhaus, sobald es für mehr
als 400 Personen Raum zum Sitzen enthält, nicht über VA mal länger als breit angelegt
werden.

Die hieraus folgende Abtheilung desselben in drei Schiffe ist so anzulegen, dass die
JSitze im Mittel-Schiff wenigstens % des ganzen Sitzraums enthalten.

3) Die Länge des Chors soll etwa % der Länge des Langhauses betragen.

(Die kirchliche Central-Behörde erwirkte später, gegen die Ansicht der Bau-Direction, eine
besondere Verfügung vom Grossherzoglichen Ministerium des Innern: dass

1) „die Länge des Chors in der Regel ein Drittheil von der Länge des Langhauses, in jedem
Falle aber auch bei kleinen katholischen Pfarrkirchen wenigstens 20 FusS — von der un-
tersten Stufe des Hochaltars bis zur obersten der Chor-Treppe gerechnet — betragen solle,
und dass

2) der Raum der Sacristei, selbst bei kleineren Kirchen auf wenigstens 96 □' und jener der
besondern Paramenten-Kammer auf eben so viel, da aber, wo letztere nicht vorhanden
ist, die Sacristei auf 200 □' bestimmt werde."

Es ist augenfällig, dass hiernach der Chor bei kleinen Kirchen eine unverhältnissmäsige Länge
bekommt, und nicht minder die Sacristei und Paramenten-Kammer unverhältnissmäsig gross werden.)
 
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