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Imago: Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften — 8.1922

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VIII. 1
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Kinkel, Johann: Zur Frage der psychologischen Grundlagen und des Ursprungs der Religion, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.28550#0038

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Dr. Johann Kinkei

Laut, den dieses Tier ausstößt und deshalb haben die ungetrennten
primitiven arischen Stämme in diesem Laut i>bu<s: symbolisch die
Vorstellung des Odisen wiedergegeben. Jeder, der auch nur ober-
flächlich mit der altägyptisdien, assyrisAen oder altAinesisAen
Sprache und Schrift vertraut ist, wird sich erinnern, daß die Worte
und Schriftzeichen dort stets gewisse Vorstellungen symbolisieren.
Ein Finanzbeamter, der die Steuern einsammelt, wird dargestellt
als Huhn, das Samenkörner aufpickt,- der Begriff der Kraft und
MaAt wird dargestellt als Pharao, auf dem Throne sitzend,- die
Sonne, die einen Menschen bescheint, bedeutet Gnade, Glück, Gewinn,
Vorteil usw., mit anderen Worten — das gesamte Alphabet mit
seinen verschiedenen Zeichen ist eine Sammlung verschiedenster Sym-
bole. Ebenso stellen die Werke der Kunst bald das eine, bald das
andere Symbol aus dem Leben der Tiere oder des Menschen dar,
oder auch symbolisch in Tiergestalten die Eigenschaften der Tiere
und Menschen (Schlauheit, Kraft), respektive es werden verschie-
dene wichtige Ereignisse im Leben des MensAen symbolisA wieder-
gegeben. Eine besondere Rolle spielen hier die sogenannten Amulette
oder geheimnisvollen Gegenstände, die der Wilde bei sidt trägt, die
gewisse wohltätige Naturkräfte, weldie ihm zugetan sind, symbo-
lisieren, wie anderseits die Tabus oder Gegenstände, deren Be-
rührung unter Todesstrafe verboten ist, böse und tü&isAe Natur-
kräfte symbolisieren. Besonders drastisA ersAeint aber die sym-
bolisAe PsyAologie der Naturvölker in ihren religiösen, kosmo-
gonisAen und physiologisAen Vorstellungen. BsistwiAtig, zunäAst
festzustellen, daß die ersten Universalgottheiten, die naA der
Periode des ganz primitiven Totemismus und FetisAismus entstehen
(in der siA nur bcsAränkte Lokalgottheiten und Geister, respek-
tive Symbole der Stamme oder GesAleAterahnen finden), offen-
bar verhüllte Symbole des Elternpaares sind, die die infantile
ReligionspsyAologie und =philosophie des NaturmensAen auf das
Universum projiziert. Die verhüllte Vatergestalt tritt ziemliA
deutliA in der Gestalt des Uranos (Himmel) hervor, der, wie jetzt
feststeht, die universale Urgottheit aller altorientalisAen Völker
gewesen ist (besonders ausgebildet bei den Ägyptern und Chinesen),
aber ebenso der Juden, der Germanen, der GrieAen, Römer und
Slawen. Eben darum war der höAste Gott immer auA derjenige
des Donners und Blitzes und der psyAologisAe NaAfolger des
Himmelsgottes ist noA der jüdisAe Jahwe, der hoA oben auf dem
 
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