Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Imago: Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften — 8.1922

DOI Heft:
VIII. 4
DOI Artikel:
Winterstein, Alfred von: Zur Entstehungsgeschichte der griechischen Tragödie
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.28550#0450

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
440

Dr, Aifred Winterstein

Zur Entstehungsgeschichte der griechischen
Tragödie.
Von Dr. ALFRED WINTBRSTBIN (Wien).
Die foigenden Ausführungen sind dem
dritten und vierten Kapite! eines noch nidit
veröffentiichten Werkes ^Die Entstehung
der griechischen Tragödien entnommen.
Tegliche Untersuchung über die Entstehung der griechischen Tra<-
! gödie wird sich zunächst mit den Ausführungen des Aristoteles
/ im 4. Kapite! seiner Poetik auseinandersetzen müssen, die bis
in die jüngste Zeit richtunggebend für alle Theorien über den Ur^
sprung des antiken Dramas geblieben sind/
^Hervorgegangen aber ist es<c (das Trauerspiel), heißt es an
der einen Stelle,^ ^jedenfalls aus Stegreifversuchen nicht minder
als das Lustspiel, jenes nämlich aus den Vorträgen der Vorsänger
im Dithyrambos, dieses aus jenen in den Phallosliedern, die noch
jetzt in vielen Städten im Schwange sind.<x Und weiter F aBnt"
standen aus der possenhaften Diktion, hat das Trauerspiel sich
erst spät infolge einer Umänderung aus dem Satyrspielartigen zu
höherer Würde erhoben,- was das Versmaß anbelangt, so ist der
Rambus an die Stelle des Trochäus getreten.<
Aristoteles gibt also zwei Quellen an: den Dithyrambus
und das Satyrspielartige. Wir werden später sehen, daß die Her"
i A!s Urkunden kommen einige Kunstdenkmäier und die öftesten Tragödien
seihst in Betracht. Die Vita des Arion bei Suidas und das Buch des Peripatetikers
Chamaiieon sind wohi nur auf den Angaben des Aristoteies seihst aufgebaute
Hypothesen. Aristoteies seihst gibt bioß mehr oder weniger wahrscheiniiche Ver*
mutungen, die ihm die Beoba&tung aufdrängte, ohne sich auf die aite Über^
iieferung oder Urkundenmateriai stützen zu können. Ihn interessierte in erster
Linie die ausgebiidete Form der Tragödie.
Die Angaben des Aristoteies sind übrigens auch nicht in sich geschiossen,
da er kurz vorher die Tragödie mit dem aiten Epos in Zusammenhang bringt.
Ob Choriyrik oder Epik — beides würde gieich gut gegen die Annahme sprechen,
daß der tragische Stii sich aus einer possenhaften Artung der Diktion entwi&eit habe,
s Arist. Poet. 4, 1449 a 9 ff.
s L. c. 4, 1449 a 19 ff.
 
Annotationen