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Imago: Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften — 8.1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.28550#0104

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Bücher.
HEINZ WERNER: Die Ursprünge der Metapher. {Arbeiten zur
Entwicklungspsychologie. Herausgegeben von Felix Krueger, Heft 3.
Veröffentlichung des Forschungsinstituts für Psychologie zu Leipzig,
Nr. 4.) 1919. VIII. 238.
Im Sinne Werners ist die Metapher ein bewußter Ersatz für einen
anderen Gegenstand, d. h. wir könnten, wenn das nicht laut psycho-
analytischer Auffassung eine contradictio in adiecto wäre, von einem
bewußten Symbol reden {S. 4). Die Untersuchung geht von der motorischen,
d. h. vorpsychischen *Geistesstufe« aus, für die natürlich die Bedingung
des Bewußtseins für metaphorische, d. h. substituierte Bildungen noch nicht
gefordert wird. Die zweite Geistesstufe in der aufsteigenden Reihe wäre die
»emotionale«, in der die Metapherbildung in Ausdrücken wie: »die Gedärme
sehnen sich« {Arunta) nach etwas, oder »die Stirne beißt mich« VSich
schämen«: Neu Guinea) vertreten sein soll. Sogleich setzt aber der Ver-
fasser sehr treffend hinzu, daß wir es noch immer nicht mit der echten
Metapher zu tun haben, da auch diese Bildungen nicht bewußte Brsatz-
vorstellungen sind. Gefühle sind {im Kruegerschen Sinne) ^Komplexqualitä^
ten< und werden daher durch Hervorhebung von Organempfindungen, die
Teilerscheinungen des Komplexes sind, zum Ausdruck gebracht. Wir setzen
hinzu, daß wir es hier mit einer ähnlichen, aber nicht so weit gehenden
Konversion zu tun haben wie in der Hysterie und daß diese Konversion
vom Psychischen ins Physische wahrscheinlich der rückläufige Weg ist, auf
dem in umgekehrter Reihenfolge einst das Psychische entstand. Anschließend
an die -Diskussion, ob Symbol und Symbolisiertes als ursprünglich iden-
tisch aufzufassen seien, können wir auf die Ausdrücke der primitiven
Sprachen Bezug nehmen, die der Verfasser ^Metapher des Denkzwanges«
nennt. Wenn die Eweneger die Brille als ^eisernes Auge« bezeichnen
{S. 17), so handelt es si& darum, daß sie die neue Erscheinung {Brille)
nur in Anlehnung an Bekanntes erklären können. Hier haben wir tat-
sächlich Identität und nicht Gleichnis. Nach anderen, ähnlich negativ ver-
laufenden Versuchen, die Entstehung der Metapher aus der Psyche der
Primitiven zu begreifen {der Verfasser läßt dabei gelegentlich Bemerkungen,
wie z. B. über den Ursprung des Anthropomorphismus fallen {S. 23), die
auch für den Psychoanalytiker bemerkenswert sind), kommen wir zur
 
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