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Imago: Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften — 8.1922

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VIII. 4
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Boven, William: Alexander der Große
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https://doi.org/10.11588/diglit.28550#0428

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Dr. William Boven

Afexan&r der Große.
Von Dr. WILLIAM BOVEN (Lausanne).
[ *\ieser Titel verspricht vielleicht mehr als die Arbeit selbst
B F halten kann. Ich will keine psychoanalytische Monographie
Alexanders des Großen geben, sondern beschränke mich
darauf, einige Überlegungen zu entwidceln, die sich mir bei der
Lektüre von Quintus Curtius, Plutarch und Arrian aufgedrängt
haben.
Die Gesdiichtsdarstellung von Quintus Curtius ist wohl
etwas akademisch gehalten und einseitig, * weckt aber ni&t weniger
das Interesse für diesen gewaltigen Fürsten, den Feind des Groß^
königs. Es glüdcte ihm schlechthin alles, was er unternahm. Er
war unwiderstehlich und unbezwingbar. Er erscheint uns fabeL
haft und übermenschlich, wie Achilles und Herakles, von welchen

i Wachs muth (Einleitung in das Studium der alten Geschichte. Leipzig
1895) untersuchte den Zeugniswert historischer Dokumente bei verschiedenen
Geschichtsschreibern Alexanders. Idh fasse seine Bemerkungen folgendermaßen
zusammen:
Alexander hat Memoiren oder Bphemeriden hinterlassen, deren Redaktion
seinem Sekretär Eumenes übertragen war. Ein gewisser Strattis, bei Suidas
zitiert, hat die Schrift: geschrieben. Wachs-
muth glaubt, daß Alexanders Memoiren ganz wie seine Korrespondenz, die
Eumenes auch besorgte, veröffentlicht worden seien. Wie es auch sei, eine
Menge von Schriftstellern schöpften aus den Erinnerungen des Eroberers und
ergingen sich hauptsächlich in mehr oder weniger romanhaften Darstellungen
dieses Stoffes. Bei Beginn unserer Zeitrechnung konnte Strabo einen umfang*
reichen Katalog von Schriftstellern zusammensteilen, die sich mit Alexander
befaßten. Wachsmuth äußert sich über die bedeutendsten in folgender Weise:
Arrian schreibt mit Sachkenntnis/ man fühlt den Administrator und den
Soldaten heraus. Er stützt sich auf Angaben von Aristobu! und Ptolemäos,
Freunde und Kameraden des Königs, Augenzeugen seiner Eroberungen, die
ihre Memoiren wenige Jahre nach dem Lode ihres Meisters ausarbeiteten.
Ptolemäos, von kalter Natur, ist ein Techniker und verdient allen Glauben.
Aristobul ist kein Militär. Er war mehr als 84 Jahre alt, als er seine Geschichte
schrieb. Er besitzt lebhafte Einbildungskraft: er liebt Prophezeiungen und
Warnungen/ er hat leicht apologetische Tendenz/ er widmet sein Interesse der
Geographie und Ethnographie. Aber er war sehr gut unterrichtet/ er hat die
Schlachtordnung von Darius, für die Schlacht bei Gaugamela, die im Heerlager
der Perser aufgefunden wurde, reproduziert. (Arrian III. 11. 3.) Arrian be-
 
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