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Imago: Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften — 8.1922

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VIII. 2
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Kolnai, Aurel: Zur psychoanalytischen Soziologie
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https://doi.org/10.11588/diglit.28550#0252

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242

Aurei Kotnai

Zur psyAoanafytisAen Soziofogie.
Von AUREL KOLNAI.
1. x>Kommunismus<K und ^KoHehtivismus<x naA Freud.
Tn x^MassenpsyAologie und IA-Analyse^ steht Freud zwei Arten
] der Bindung des IAs an fremdmensAliAe Kraftzentren einander
gegenüber. SAwebt dem guten Christen das Ziei vor, dem Be-
gründer der KirAe gieiA zu werden, in ihm seeiisA aufzugehen,
ja zumindest sinnbiidiiA auA seinen Leib mit dem eigenen zu
vereinen, so sieht ein guter Soidat in seinem Heerführer vieimehr
das unerreiAbare Idea!, die hehre MaAt, welAer er zu dienen und
als Werkzeug nutze zu sein besteht ist. Wird jedes Mitgiied der
HeiiigengemeinsAaft von dem Eriöser unendiiA geiiebt, so brauAt
der Feldherr seine Untergebenen keineswegs zu heben, er mag ganz
narzißtisA eingesteht sein. Sofern man die psyAisAe Organisation
von Heer und KirAe ähniiA vereinfaAt betraAtet, verdient aiso
die miiitärisAe Gefühisbindung den Namen Ichidealersetzung,
während die kirAliA=religiöse Hingabe ais Ichidentifizierung be-
zeiAnet wird.
Um den Zusammenhang dieser seeiisAen Vorgänge mit
soziaien Strukturen und Ideen aufzuzeigen, weisen wir zuerst auf
die wirtsAaftiiAe Seite der KirAen^ und der HeeresgemeinsAaft
hin. Es ist bekannt, daß die KirAe stets einem kommunistisAen
Hang frönte. Wohl war sie dem Prinzip der HierarAie vom Be-
ginne an niAt abhoid und frühzeitig erwarben ihre Oberhäupter
weitiiAe MaAt und weitiiAen ReiAtum. Ahein diese individuehen
Sonderstehungen gehören ihren Besitzern iedigiiA ais Vertretern der
KirAe und Nutznießern eines ewigen unentbindiiAen Fideikommisses
an, weiAes niAt einer Adeisfamilie, sondern einer weltumspannenden
GemeinsAaft anvertraut ist. So sehr auA die gütergemeinsAaftliAe
Tendenz der urAristliAen Verbände durA die spätere BetraAtungs^
weise übertrieben wurde, so stellen doA die geistiiAen Orden, in
 
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