DOI Heft:
VIII. 2
DOI Artikel:Kolnai, Aurel: Zur psychoanalytischen Soziologie
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.28550#0253
Zur psychoanalytischen Sozioiogie
Z43
Abweichung von der weltliAen Priesterschaft, zweifellos kommuni^
stische WirtsAaftsgesellsAaften dar. Es ist bekannt, daß von den
zahlreiAen sozialreformatorisAen Siediungen, die auf kommunL
stisAer Grundlage erriAtet wurden, nur denjenigen ein zeitweiliger
Erfolg blühte, die im streng religiösen Geiste empfangen waren.
Ja, der großartige Jesuitenkommunismus in Paraguay wäre ohne
äußern AnsAlag vielleiAt das ewigste Staatsgebilde des Weltalls
gewesen.
In der gesamten kirAliAen Ideologie erfahren die GleiAgültig-
keit des irdisAen Wohlstandes, des wirtsAaftliAen Selbstzwe&s, der
Eroberung der Natur, ferner die unmittelbar unbedingte NäAsten-
liebe, die Verzeihung und die Gnade, die nivellierende Dogmatik eine
hervorragende Betonung. Wenngleidi niAt immer ausgesproAener^
weise, war die KirAe doA wesenhaft Bekämpferin der antiken
Sklaverei und förderte die BinriAtung der Hörigkeit, die der großen
Mehrzahl der GesellsAaftsmitglieder einen Abglanz von MensA-
sein, Eigenwert und PersönliAkeit zuerkennt, jedoA ohne jedwede
Autonomie, nur als ohnmäAtigen Tropfen eines corpus mysticum,
dessen Vertreter die Lehnherren sind. Die Leibeigenen sind niAt
mehr ihre Nutztiere, sondern von vornherein untergebene Sdiütz-
linge, die als Mitseelen der AristliAen GemeinsAaft zwar kein
ReAt, aber ein vages AnreAt auf Leben, ja Liebe haben. In diesem
System nimmt, im Gegensätze zum römisdien Welthandel, die
autarkisAe NaturalwirtsAaft einen breiten Raum ein. AuA das
Zunftwesen steht unter der Ägide der KirAe und die Zünfte
erneuerungsversuAe unserer Tage sind niAt zu geringem Maße
kirAliA beeinflußt. Also nirgendwo bloß Gewalt, äußerer Zwang,
Dienst und Unterordnung,- sondern notwendiges umfassendes
Vereintsein,- Auffinden des eigenen Lebens im andern, gemein^
sAaftliAen,- die Zugehörigkeit zu dieser GemeinsAaft ist der
Hauptquell aller Freuden, woneben die WiAtigkeit der SaA-
güter herabsinkt. Im Idealfalle überhaupt keine BesAränkung und
BeherrsAung, denn Alles ist Eins und es gibt niAts Abwegiges,
das äußere Maßregelung auf siA lade. Kommunismus der
GesellsAaft — Ichidentifizierung des Individuums.
Die KirAe, ihrem Sinne naA wenigstens, läuft sogar auf einen
absoluten, einen Weltkommunismus hinaus. Trotz aller politisAer
Verquidcungen ist für die KirAe jeder Nationalismus an siA wert^
und inhaltslos. Anderseits finden wir die erwähnten Züge, un-
16"
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Abweichung von der weltliAen Priesterschaft, zweifellos kommuni^
stische WirtsAaftsgesellsAaften dar. Es ist bekannt, daß von den
zahlreiAen sozialreformatorisAen Siediungen, die auf kommunL
stisAer Grundlage erriAtet wurden, nur denjenigen ein zeitweiliger
Erfolg blühte, die im streng religiösen Geiste empfangen waren.
Ja, der großartige Jesuitenkommunismus in Paraguay wäre ohne
äußern AnsAlag vielleiAt das ewigste Staatsgebilde des Weltalls
gewesen.
In der gesamten kirAliAen Ideologie erfahren die GleiAgültig-
keit des irdisAen Wohlstandes, des wirtsAaftliAen Selbstzwe&s, der
Eroberung der Natur, ferner die unmittelbar unbedingte NäAsten-
liebe, die Verzeihung und die Gnade, die nivellierende Dogmatik eine
hervorragende Betonung. Wenngleidi niAt immer ausgesproAener^
weise, war die KirAe doA wesenhaft Bekämpferin der antiken
Sklaverei und förderte die BinriAtung der Hörigkeit, die der großen
Mehrzahl der GesellsAaftsmitglieder einen Abglanz von MensA-
sein, Eigenwert und PersönliAkeit zuerkennt, jedoA ohne jedwede
Autonomie, nur als ohnmäAtigen Tropfen eines corpus mysticum,
dessen Vertreter die Lehnherren sind. Die Leibeigenen sind niAt
mehr ihre Nutztiere, sondern von vornherein untergebene Sdiütz-
linge, die als Mitseelen der AristliAen GemeinsAaft zwar kein
ReAt, aber ein vages AnreAt auf Leben, ja Liebe haben. In diesem
System nimmt, im Gegensätze zum römisdien Welthandel, die
autarkisAe NaturalwirtsAaft einen breiten Raum ein. AuA das
Zunftwesen steht unter der Ägide der KirAe und die Zünfte
erneuerungsversuAe unserer Tage sind niAt zu geringem Maße
kirAliA beeinflußt. Also nirgendwo bloß Gewalt, äußerer Zwang,
Dienst und Unterordnung,- sondern notwendiges umfassendes
Vereintsein,- Auffinden des eigenen Lebens im andern, gemein^
sAaftliAen,- die Zugehörigkeit zu dieser GemeinsAaft ist der
Hauptquell aller Freuden, woneben die WiAtigkeit der SaA-
güter herabsinkt. Im Idealfalle überhaupt keine BesAränkung und
BeherrsAung, denn Alles ist Eins und es gibt niAts Abwegiges,
das äußere Maßregelung auf siA lade. Kommunismus der
GesellsAaft — Ichidentifizierung des Individuums.
Die KirAe, ihrem Sinne naA wenigstens, läuft sogar auf einen
absoluten, einen Weltkommunismus hinaus. Trotz aller politisAer
Verquidcungen ist für die KirAe jeder Nationalismus an siA wert^
und inhaltslos. Anderseits finden wir die erwähnten Züge, un-
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