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Imago: Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften — 8.1922

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VIII. 4
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Radó, Sándor: Die Wege der Naturforschung im Lichte der Psychoanalyse
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https://doi.org/10.11588/diglit.28550#0427

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Die Wege der Naturforschung im Lichte der Psychoanalyse

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einer ihr unterstellten ^ökonomischen Tendenz^ identisA,
die das wissensAaftliAe Denken gegen alle anderen Arten von
Denktätigkeit abgrenzen.^
Meine Damen und Herren! Idi möchte unser Thema nicht
verlassen, ehe ich kurz auf eine Frage eingehe, die sich bei Ihnen
vermutlich sAon lange geregt hat. Wir haben Ursprung und
Bedeutung des Determinismus untersucht, sowie seine Ersetzung
durch das statistisAe Prinzip in der NaturforsAung. Wir hatten
uns dabei auf die physikalisAen Disziplinen besAränkt und können
jetzt fragen, wie es siA denn in der PsyAoanalyse mit dem Deter-
minismus verhalte? IA hoffe, darauf läßt siA eine siAere und
klare Antwort geben. Die PsyAoanalyse hat eben erst begönne.!,
die unermeßliAen Vorteile auszubeuten, die ihr die deterministisAe
BetraAtung bietet und wird noA tüAtige Arbeit zu leisten haben,
ehe sie deren MögliAkeiten ersAöpft. In Dingen der WissensAaft
soll man siA gewiß zu keinen Prophezeiungen vermessen und wir
können niAt vorhersehen, wann und an welAer Stelle der Arbeit
die statistisAe oder eine noA unbekannte Auffassung den Deter* **
minismus aus der PsyAoanalyse verdrängen wird. Aber es würde
miA niAt wundern, wenn es der PsyAoanalyse gelingen sollte, mit
ihren deterministisAen AnsAauungen zu einem restlosen Verständnis
des Seelenlebens durAzudringen. Der Determinismus hat siA uns
zwar als ein reAt anthropomorphes Postulat herausgestellt, dafür
ist aber auA unser Seelenleben ein exquisit anthropomorphes
ForsAungsobjekt, es ist der selbst, und wir haben in
der voranalytisAen Zeit genug absAre&ende Beispiele von PsyAo^-
logien erlebt, die mit niAt=mensA!iAen Voraussetzungen an das
Studium des mensAliAen Seelenlebens herantreten.

* Vgl. Freud: Traumdeutung, den allgemeinen Abschnitt. Derselbe:
Formulierungen etc. Emst Mach: Die Analyse der Empfindungen. 1911.
Derselbe: Erkenntnis und Irrtum. 1906.

tmago VHt/4

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