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Imago: Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften — 8.1922

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VIII. 1
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Hermann, Imre: Beiträge zur Psychogenese der zeichnerischen Begabung
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https://doi.org/10.11588/diglit.28550#0065

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Beiträge zur Psychogenese der zeichnerischen Begabung

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niAt leistungsfähige Dasein von Fähigkeiten vorhanden ist, nicht
zur Begabung gezählt verdenk
Auch die normalpsyAologisAe — niAt psyAoanalytisAe —
ForsAung studiert die Frage der Begabung,- sie kennt die Begriffe
der aktuell wirksamen Fähigkeit und der ihr zugrunde liegenden
Disposition,- sie weiß die BrsAeinung des Interesses zu würdigen,-
sie zerfasert die einzelnen Begabungen, Fähigkeiten, indem sie Teil"
fähigkeiten zu bestimmen traAtet, welAe nebeneinander bestehend
die fragliAe Fähigkeit ergeben, geradeso wie — naA einem häuhg
verwendeten VergleiA — die einzelnen SteinAen des Mosaikbildes
das bedeutungsvolle Bild.
NiAt diese UntersuAungen spornen den PsyAoanalytiker
an, die Frage der Begabung zu bearbeiten. Der TiefenpsyAologie
liegt während ihrer BesAäftigung mit Neurosen eine Fülle von Tat"
saAen vor, welAe die Frage der Begabung (und der Fähigkeit) in
einem ganz besonderen LiAte ersAeinen lassen. Diese TatsaAen
sind die folgenden:
1. Die VorbildliAkeit der Sexualität drängt die Begabung im
sexuellen Sinne, die männliche Potenz als Muster vor. Hier können
alle Teilfähigkeiten ungestört vorhanden sein (Erektion, Ejakulation,
Liebe zu einem Weibe), ohne die leistungsfähige Potenz, die s-Be-
gabung<s selbst, zu ergeben: Die Potenz kann gerade im entsAeiden"
den Momente versagen, obzwar die Teilfähigkeiten siA — sAein-
bar — leistungsfähig erweisen. Die Teilfähigkeiten erheisdten noA
etwas, sagen wir einen »beseelenden Akt<x (Husserls AusdruA in
seiner Wahrnehmungslehre), um die Potenz zu ergeben. Ob der
beseelende Akt wirkt oder niAt, ist wiederum kein Zufall, sondern
mit der seelisA^libidinösen Bntwi&lung des betreffenden MensAen
verknüpft. Das Fehlen des »beseelenden Aktesc kann psycho^
analytisch begründet werden.
2. Die Frage, ob jemand eine gewisse Begabung, Fähigkeit
besitzt, kann in der niAt analytisAen PsyAologie mit »ja<K oder
»nein<x beantwortet werden: entweder ist jemand zeiAnerisA begabt
oder niAt, entweder ist jemand musikalisA oder niAt — anzunehmen
sind nur GraduntersAiede. NatürliA muß der Fähigkeit auA hier
keine Begabung entspreAen, d. h. die Fähigkeit kann eventuell nur
unproduktiv, dispositionell vorhanden sein. AuA muß siA die Be"
* C. Revesz, Prüfung der Musikalität. Zeitsdhr. f. Psydiotogie, Bd. 85,
1920, S. 164.
 
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