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Imago: Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften — 8.1922

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VIII. 1
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Hermann, Imre: Beiträge zur Psychogenese der zeichnerischen Begabung
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https://doi.org/10.11588/diglit.28550#0076

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Dr.Imre Hermann

künstlerischen Begabungen zu vermehren. So kamen noch zwei
»Zeichnern in die Analyse. Von diesen hatte nur der eine künst-
lerische Ambitionen. AuA er war ein — nach seiner Mutter Worten
— wunderschönes Kind mit lo&igen, blonden Haaren. Bis
zu seinem fünften bis seAsten Lebensjahre sAlief er stets im Bette
neben seiner Mutter, beim EinsAlafen auf ihrem Arm liegend, siA
mit ihrer Hand spielend oder ihren Körper streiAelnd. Er zeiAnet
seit seinem vierten bis fünften Lebensjahre. Er hält seine Hand für
sehr sAön und verlangt auA beim Weibe als HauptsaAe eine
schöne Hand. (Sogar die MilesisAe Venus sei wegen den
fehlenden Händen keine vollkommene SAönheit.) — Der andere
zeiAnete gut, jedoA niAt mit Ambition,- er beriAtet, daß er seiner
Hand erotisAe Gefühle entloAen konnte.
Der ersterwähnte ZeiAner hatte einen Säufer zum Vater,-
er hatte auA stets den Drang zum Rollen-Spielen gefühlt. IA
lernte HüAtig eine Schauspielerin kennen, die an Phobien litt, sie
fürAtete siA vor Brüchen, Stiegen, den höheren Sto&werken und
— vor besoffenen Leuten.
Die Analyse eines Poeten ergab analoge Verhältnisse:
Einerseits den starken Libidotonus der Mundzone, anderseits
einen Komplex mit narzißtisAem EinsAlag, den iA 3>Seher-
Komplexe nennen möAte: er sah in seiner frühesten Kindheit
öfters das Eintreten eines Vorganges, zu welAem er stark ambi-
valent eingestellt war — dieWiederkehr des von der Mutter getrennt
lebenden Vaters — vorher. Einen ähnliAen Komplex glaube iA auA
beim ungarisAen DiAter Petöfi aufgefunden zu haben.
 
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