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Imago: Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften — 8.1922

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VIII. 1
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Groddeck, Georg: Der Symbolisierungszwang
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https://doi.org/10.11588/diglit.28550#0091

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Der Symboiisierungszwang

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ganze mensAfiAe Denken und Handeln unter dem Zwange dieses
rätselhaften Dinges steht, das wir Unbewußtes nennen und dessen
Äußerungen, mögen wir sie pa&en, wo wir woben, stets symbolisA
sind. So wäre denn diese Zusammenstellung überflüssig,- aber mit^
unter ist'es gut. Selbstverständliches, längst Bekanntes wiederum
zu betrachten, als ob es neu sei. Und weil ich sohhes Wiederholen
alter Gedanken für nützlich halte, möchte ich zum Schluß noA auf
etwas aufmerksam maAen, was wir alle kennen, aber meinem
Gefühl naA zu wenig beaAten, auf das Symbolisieren des Kindes.
Für uns BrwaAsene ist — sAeinbar — der Stuhl ein Stuhl,
für das Kind aber ist er sehr viel anderes auA: eine KutsAe, ein
Haus, ein Hund oder ein Kind. Für uns ist — sAeinbar — der
Wasserhahn ein Wasserhahn, für das Kind aber ist es ein pinkeln^
des Wesen. Der BrwaAsene bemüht siA, die Symbolik zu ver-
drängen und zu verste&en, aber das Kind sieht ohne weiteres die
Symbole, es kann niAt anders verfahren als deutliA symbolisA.
Und auA bei dem Kind läßt siA für den, der sehen will, sehen,
daß es niAt das Symbol von außen in die Dinge hineinlegt, son-
dern, daß es sie wahrnimmt, weil der MensA symbolisA eingestellt
ist, weil er ein symbolisierendes Wesen ist.



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