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Imago: Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften — 8.1922

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VIII. 3
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Lorenz, Emil: Der Mythus der Erde
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https://doi.org/10.11588/diglit.28550#0268

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258

Dr. Emit Lorenz

oder als irrtümlich erweisen. Hier sei nur soviel gesagt, daß es nur
die Vorstellungsseite, und zwar in erster Linie die unbewußte Vor"
Stellungsseite an Brauch und Sitte ist, von deren gemeinsamer Be-
handlung mit dem im eigentliAen und unbezweifelten Sinne so
genannten Mythus wir eine gegenseitige Aufhellung und außerdem
die Gewinnung neuer Einsichten für die PsyAologie des Unbe"
wußten überhaupt erwarten.
Diese Arbeit knüpft an einen Problemenkreis an, aus dem
bereits der Aufsatz »Der politisAe Mythus<si einen beschränkten
Bezirk umschrieben hatte. Es soll jetzt versuAt werden, die dort
erarbeitete Grundlage zu erweitern, und zwar nicht so sehr, um
weitere Einsichten in die Zusammenhänge des politischen Lebens
zu erhalten, als um die Fruchtbarkeit der Heranziehung des Un-
bewußten auf benachbarte Gebiete des Kulturlebens zu erproben.
Das wird aber nicht in Form einer schematischen Wiederholung
der in jener Arbeit angewandten Methode anzustreben sein, als
vielmehr auf dem Wege einer Besinnung auf die logischen, psycho-
logischen und gesdiiAtliAen Grundlagen kultureller Begriffe und
Symbole.
Vor allem bedarf das von der Religionsgeschichte und =psyAo-
logie bereits als gangbare Wortmünze, deren Wert nachzuprüfen
sich niemand der Mühe unterzieht, verwendete Symbol der Mutter
Erde einer energischen Durchdringung in entwi&lungspsydtologisAer
HinsiAt. Denn zu seiner ausgebreiteten Verwendung steht in auf"
fallendem Mißverhältnis die unzulängliAe und auA dann, wenn
mit psyAanalytisAen Begriffen operiert wird, fast nur auf bewußt"
seinspsyAologisAe Erwägungen begründete bisherige Fundierung
des Begriffest
Wir wollen hiebei, eingedenk des Wortes des Novalis, daß
»man in MärAen und GediAten
erkennt die wahren WeltgesAiAten«,
zunäAst als Leitfaden das bereits im »PolitisAen Mythus-s^ er-
wähnte GediAt von Swinburne: »Herthas, einen Hymnus an die
Erdenmutter, benützen, und zwar wegen der seltenen Klarheit, mit
der hier unbewußte Denkmotive und Symbole gehäuft ersAeinen,
1 Imago VI, Heft 1, S. 41.
2 Das trifft z. B. auch auf meine eigenen Ausführungen im »Titanen^
motivc (Imago 11} zu.
3 Imago VI, S. 71.
 
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