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Imago: Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften — 8.1922

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VIII. 3
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Freud, Anna: Schlagephantasie und Tagtraum
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https://doi.org/10.11588/diglit.28550#0328

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318

Anna Freud

die Rekonstruktion der Phasen, aus denen sie entstanden ist und
ihre Herleitung aus dem Ödipuskomplex hier als bekannt voraus-
setzen. Ich werde übrigens im weiteren Veriaufe des Abends
immer wieder und zum Teii recht ausführlich auf sie zurüdc^
kommen.
An einer bestimmten Stehe seiner Arbeit berichtet der Autor,
daß ihm weibliche Fähe bekannt sind, bei denen sich über der
masochistischen Schiagephantasie ein kunstvoher, für das Leben der
Betreffenden sehr wichtiger Überbau von Tagträumen entwickelt
hat, dem die Funktion zufiel, das Gefühl der befriedigten Erregung
auch bei Verzicht auf den onanistischen Akt möglich zu machen.
Nun ist es mir gelungen, aus einem Material von verschiedenen
Tagträumen einen herauszugreifen, der zur Veranschaulichung
dieser kurzen Bemerkung besonders geeignet erscheint. Er ist bei
einem etwa fünfzehnjährigen Mäddien entstanden, bei dem die
tagträumerische Betätigung trotz ihrer Ausgiebigkeit nie in Konflikt
mit der Realität geraten war,- er ist nadi Anlaß, Bntwiddung und
Absdduß genau feststellbar und seine Abkunft und durchgängige
Abhängigkeit von einer seit langem bestehenden Schiagephantasie
ist in ziemlich eingehender Analyse nachgewiesen worden.
I.
Versuchen wir die gesamte Phantasietätigkeit unserer Tag-
träumerin ihrer Entwicklung nach zu verfolgen. Sie bildet also im
fünften oder sechsten Lebensjahr — es war nicht genau fest-
zustellen wann, aber jedenfalls vor begonnenem SAulbesuA —
eineSAlagephantasie nach dem Typus der von Freud geschilderten.
Der Inhalt bleibt anfangs äußerst monoton: irgend ein Knabe wird
von irgend einem Erwachsenen geschlagen. Etwas später verwandelt
er sidi in: viele Knaben von vielen Erwachsenen. Aber die Person
der geschlagenen Knaben wie auch die der schlagenden Erwachsenen
bleibt unbekannt und in fast allen Fällen auA das Vergehen, für
welAes die ZüAtigung vorgenommen wird. Die versAiedenen
Situationen werden vermutliA sehr lebhaft gesehen, in der späteren
Analyse aber immer nur mit dürftigen Worten und ohne jede An-
sdiaulidikeit beriAtet. Jede einzelne, oft sehr kurze, phantasierte
Szene wird von starker Erregung begleitet und von einem onanistF
sAen Akt abgesAlossen.
 
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