DOI Heft:
VIII. 3
DOI Artikel:Bernfeld, Siegfried: Bemerkungen über "Sublimierung"
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.28550#0344
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Dt*. Siegfried Bernfetd
von solcher Anregung bleibt-sh Ober die inneren Veranlassungen
der Sublimierung wissen wir ebensowenig, wie etwa über die der
Verdrängung. Wir sind genötigt, Verdrängungsneigung und Sublim
mierungsfähigkeit zu den angeborenen Dispositionen des Ich, be^
ziehungsweise der Libido zu zählend Doch gehört ein gewisses
Maß von Zielablenkungsfähigkeit zu jenen Eigenschaften, die uns
die Sexualtriebe charakterisieren (ihre Plastizität) s. Es wird auch
betont, daß die Sublimierung keineswegs die einzige uns bekannte
Anlehnung von Sexualtrieben an solche des Ichs darstellth Eine
sdiarfe Begriffsabgrenzung zwischen der Sublimierung und den
anderen Zielablenkungen fehlt — meines Wissens. Das Wort
selbst enthält eine kulturelle Wertung, so daß die Meinung des
psychoanalytischen Sprachgebrauchs wohl am ehesten erfaßt ist,
wenn man unter ihm die kulturell wertvollen, intellektuellen,
sozialen und künstlerischen Zielablenkungen begreift 3. Die Be-
Ziehung zwischen Reaktionsbildung und Sublimierung ist ebenfalls
nicht immer präzise und gleichartig aufgefaßt. Man kann die
Sublimierung als einen Spezialfall der Reaktionsbildung^ und auch
das Umgekehrte^ als Freuds Anschauung ausgespro&en Enden
oder vermuten. Ich habe aber den Eindruck, als würde Freuds
und der Psychoanalyse Auffassung doch eine deutliche Trennung
zwischen den beiden Phänomenen verlangen s, und zwar ist dabei
offenbar das entscheidende, daß die Reaktionsbildung ein Schidcsal
des verdrängten, Sublimierung des unverdrängten Triebs oder
Triebanteils ist. In diesem Fall gehört die einzige Bemerkung
über die Mechanik der Sublimierung, die in der psychoanalytischen
Literatur enthalten ist, Freuds Sätze in den Drei Abhand-
lungen ^ zum Verständnis der Reaktionsbildung, und für die
Sublimierung bleibt die bisher nicht ausgeführte Andeutung:
)>Bs kann auch Sublimierung durch andere und einfachere Media"
nismen gebend".
* Freud: Einführung des Narzißmus, S. 102/103.
2 Freud: Leonardo, S. 75/ Drei Abhandtungen, S. 100/101.
s Freud: Vortesungen, HL, S. 398,- Über Psychoanatyse, S. 61/62.
< Freud: Vortesungen, IH., S. 328.
3 An zahlreichen Stetten der zitierten Freudschen Schriften.
^ Freud: Drei Abhandtungen, S. 100/101.
? Drei Abhandtungen, S. 43/44.
s Siehe die bisher zitierten Stetten.
2 S. 43/44.
7" Drei Abhandtungen, S. 43/44.
Dt*. Siegfried Bernfetd
von solcher Anregung bleibt-sh Ober die inneren Veranlassungen
der Sublimierung wissen wir ebensowenig, wie etwa über die der
Verdrängung. Wir sind genötigt, Verdrängungsneigung und Sublim
mierungsfähigkeit zu den angeborenen Dispositionen des Ich, be^
ziehungsweise der Libido zu zählend Doch gehört ein gewisses
Maß von Zielablenkungsfähigkeit zu jenen Eigenschaften, die uns
die Sexualtriebe charakterisieren (ihre Plastizität) s. Es wird auch
betont, daß die Sublimierung keineswegs die einzige uns bekannte
Anlehnung von Sexualtrieben an solche des Ichs darstellth Eine
sdiarfe Begriffsabgrenzung zwischen der Sublimierung und den
anderen Zielablenkungen fehlt — meines Wissens. Das Wort
selbst enthält eine kulturelle Wertung, so daß die Meinung des
psychoanalytischen Sprachgebrauchs wohl am ehesten erfaßt ist,
wenn man unter ihm die kulturell wertvollen, intellektuellen,
sozialen und künstlerischen Zielablenkungen begreift 3. Die Be-
Ziehung zwischen Reaktionsbildung und Sublimierung ist ebenfalls
nicht immer präzise und gleichartig aufgefaßt. Man kann die
Sublimierung als einen Spezialfall der Reaktionsbildung^ und auch
das Umgekehrte^ als Freuds Anschauung ausgespro&en Enden
oder vermuten. Ich habe aber den Eindruck, als würde Freuds
und der Psychoanalyse Auffassung doch eine deutliche Trennung
zwischen den beiden Phänomenen verlangen s, und zwar ist dabei
offenbar das entscheidende, daß die Reaktionsbildung ein Schidcsal
des verdrängten, Sublimierung des unverdrängten Triebs oder
Triebanteils ist. In diesem Fall gehört die einzige Bemerkung
über die Mechanik der Sublimierung, die in der psychoanalytischen
Literatur enthalten ist, Freuds Sätze in den Drei Abhand-
lungen ^ zum Verständnis der Reaktionsbildung, und für die
Sublimierung bleibt die bisher nicht ausgeführte Andeutung:
)>Bs kann auch Sublimierung durch andere und einfachere Media"
nismen gebend".
* Freud: Einführung des Narzißmus, S. 102/103.
2 Freud: Leonardo, S. 75/ Drei Abhandtungen, S. 100/101.
s Freud: Vortesungen, HL, S. 398,- Über Psychoanatyse, S. 61/62.
< Freud: Vortesungen, IH., S. 328.
3 An zahlreichen Stetten der zitierten Freudschen Schriften.
^ Freud: Drei Abhandtungen, S. 100/101.
? Drei Abhandtungen, S. 43/44.
s Siehe die bisher zitierten Stetten.
2 S. 43/44.
7" Drei Abhandtungen, S. 43/44.