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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 12.1901

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Commichau, Felix: Patriz Huber und die Heimat- Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.6714#0077

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Seite 62.

IIIustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

April-Heft.

Patriz Huhek, Darmsladt.

Blick vom Eingange auf die Diele des Erd-Geschosses im Wohnhause eines Offenbacher Arztes.

unseres Karakters, dem Ernste des Deutschen und seinem
Hange zur Ruhe und Gemütlichkeit möglichst entsprechend
zu gestalten. Einen Künstler, der auf diese Ueberzeugung
sein ganzes Schaffen gründet, führen wir heute in seiner
neuesten, soeben vollendeten Schöpfung unseren Lesern vor.

Bereits im März-Hefte vorigen Jahrganges brachte diese
Zeitschrift über Patriz Huber, der im März dieses Jahres erst
sein 23. Lebensjahr vollendet, eine längere Abhandlung, welche
sich mit einer Reihe von Entwürfen und Interieur-Skizzen,
die er damals kurz vorher gefertigt, eingehend beschäftigte.
Die Erwartungen, die bei dieser Gelegenheit an diese Leist-
ungen geknüpft wurden, haben sich bestätigt. Die Verwirk-
lichung hat den Plänen Hubers
nicht geschadet; im Gegenteil,
sie hat sie geklärt, veredelt.
Und damit ist der gesunde
Kern in Hubers Kunst erwiesen
gegenüber den Schöpfungen
anderer, die dem Beschauer ach
so oft das Wort auf die Zunge
nötigen: »In der Zeichnung
war es viel schöner!« Zeigten
die Entwürfe Hubers damals
neben allem anerkennenswerten
Inhalte, neben einer für ihn
karakteristischen Konsequenz
noch in manchem ein wenig
»das Zuviel«, so darf man jetzt
ruhig behaupten, dass er in der
Wirklichkeit mit überraschender
Sicherheit den richtigen Weg

gefunden. Schauen wir jene Patriz Hüber, Darmstadt.

Entwürfe an, so begegnen wir ebenfalls noch öfters gewissen
unruhigen, tanzenden Linien, die nur ihrer selbst wegen zu
existieren scheinen, die die Grundstimmung stören und uns
auch, wenn wir ihnen gegenüber unser deutsches Fühlen
sprechen lassen, garnicht behagen. Wir erkennen ferner, dass
Huber damals, wenn auch bereits in erfreulicher Weise selbst-
ständig, hier und da noch von fremden Formen, fremdem Fühlen
beeinflusst war. In dieser Beziehung hat sich sein Schaffen
in erfreulicher Weise geklärt. Seine neueste Leistung beweist,
dass er schon völlig eigene Bahnen zu wandeln vermag.

Patriz Huber erhielt Ende vorigen Jahres von einem
Offenbacher Arzte den Auftrag, die Dielen im Unter- und

Ober - Geschosse , sowie das
Studier-Zimmer in dessen neu-
erbautem, im Barockstile gehal-
tenem Wohnhause einzurichten.
Es wurde ihm dankenswerter-
weise völlige künstlerische Frei-
heit und in pekuniärer Hinsicht
ein verhältnismässig grosser
Spielraum gestattet, so dass
Huber seinen Ideen völlig unbe-
hindert folgen konnte. ,Deutsch'
zu sein in allem, im kleinen wie
im grossen, dies Bestreben hatte
er bereits bei der Abfassung
der erwähnten Entwürfe; dort
war es ihm nur noch nicht recht
gelungen. Den Räumen im
Dr. G.'schen Hause gegenüber
muss jedoch selbst der Skep-
Feuerbock aus dem Kamine, tischste anerkennen, dass er hier
 
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