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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 12.1901

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Commichau, Felix: Patriz Huber und die Heimat- Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.6714#0083

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April-Heft.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Seite 67.

hübsch gestaltet. Die Bekrönung
beider ist in diesem Falle durch
Flach-Relief an den Ecken und in
der Mitte erreicht. Man könnte
einwenden, dass beide Thüren für
ihren untergeordneten Zweck wohl
ein wenig zu reich behandelt sind;
man muss jedoch zugeben, dass
der Künstler das Haupt-Augen-
merk auf die Zusammenstimmung
der Diele richten musste. — —
Zwischen beiden Thüren steht eine
Schlag-Uhr, die ein tadellos ge-
triebenes Zifferblatt in Kupfer auf-
weist. Mit fünf, mattgedämpften,
melodischen Tönen schlägt sie die
Stunden an. Die linke Kopfwand
der Diele zeigt in der Mitte die
Thüre zum Studier-Zimmer. Diese
wird durch eine Holzplatte, die
willkommenen Raum zur Anbring-
ung eines Oel-Bildes bietet, bis
zur Decke fortgesetzt; zwei etwas
mager ausgefallene, aufgesetzte
Holzbögen fassen in geschickter
Weise die Paneele rechts und links
von der Thüre mit diesem Kopf-
stück zusammen. Das Eck-Sofa
rechts von der Thüre mit dem
sechseckigen Tischchen davor
nimmt der Diele völlig das Vor-
raumartige. Die Decke ist durch
ein System von hohen, schmalen
Balken, die auf einem starken,
umlaufenden Holz-Friese ruhen,
in Felder geteilt, und wirkt ohne
jede Zuhülfenahme von dekorativer
Bemalung in ihrer Gesamtheit völlig
ornamental. Sämtliche Holzteile
sind aus naturfarbigem, schön ge-
flammtem Rüsternholz hergestellt.

Die Geschoss-Treppe mit ihrem
durch einen schmiedeeisernen Auf-
satz, welcher in seiner durchbro-
chenen Kugel drei Glühlampen

enthält, stark betonten Anfangs-Pfosten und ihrem edlen, ein-
fachen Geländer führt uns in den oberen Stock. Ein Paneel,
das in seiner oberen Linie bemerkenswerter Weise genau der
des Treppenlaufes folgt, begleitet sie. Im Obergeschosse ist
alles einfacher gehalten. Hier soll der Vorraum nicht mehr
repräsentieren; er gehört der Familie. Die Formen klingen
an die der unteren Diele an. Interesse verdienen die Flach-
Reliefs an dem Paneel, sowie die Heizkörper-Verkleidung.
Blicken wir nach links, so gewährt uns noch die gewundene
Treppe zum Dachgeschoss einen anmutigen, anheimelnden
Anblick. Zum Material ist hier im oberen Raum durchweg
prächtig geädertes, naturfarbiges Eichenholz gewählt.

Von allen anderen Räumen des Hauses ist leider nur
noch ein Zimmer für die Hand Hubers reserviert worden.
Es ist das Studier-Zimmer des Hausherrn. Der Raum bot,
bei seiner geringen Breite und übermässigen Länge, einer
einheitlichen Ausgestaltung nicht geringe Schwierigkeiten.
Huber schnitt daher durch einen wandartigen, schmalen Einbau
ungefähr ein Drittel des Raumes ab, erhöhte ihn um eine
Stufe und reduzierte so das eigentliche Zimmer auf eine

Patriz Huber.

Diele im I. Stock. Blick gegen die Treppe zum Dach-Geschoss.

leichter zu gestaltende Grösse. Es würde mich zu weit führen,
wenn ich auf alle Einzelheiten dieses in seiner Zusammenstim-
mung ebenfalls gut gelungenen Raumes aufmerksam machen
wollte. Ich muss mich begnügen, hier besonders auf die ver-
schiedenen Möbelstücke, die das Zimmer zieren, auf das Sofa,
auf den Schreibtisch, das Interesse des Beschauers zu lenken.

Die Firmen, die unter Leitung Hubers die Arbeiten aus-
führten und meistens sich in Darmstadt befinden, sind folgende:
die Schreiner-Arbeiten, die Möbel und Stickereien auf Vor-
hängen und Polstern fertigte die Hof - Möbelfabrik von
J. Gluckert; die Metall-Arbeiten, Kupfer-Bekleidungen und
Beschläge etc. die Firma Philipp Reitmayer, Mainz; die
Kupfer-Ornamente wurden von Ziseleur Strehle getrieben;
die Kunst-Verglasungen in Thürlichtern und Wand-Einbauten
gingen sämtlich aus der Anstalt von Friedrich Endner hervor.

Patriz Huber arbeitet jetzt an der Ausstattung der Häuser
des Bildhauers L. Habich und Herrn J. Glückert auf der
Mathildenhöhe zu Darmstadt. Ein Interieur aus dem ersteren
brachten wir im Februar-Hefte, ein solches aus dem Glückert-

Hause beschliesst dieses Heft. Felix Commichau—Darmstadt.
 
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