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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 12.1901

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Levin, Julius: Die Pariser Salons 1901
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https://doi.org/10.11588/diglit.6714#0148

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Seite 124.

Prof. A. messel. Warenhaus Wertheim. Säulen-Detail.

die Begründung des Champ de Mars allen ernsthaften künst-
lerischen Kundgebungen freie Bahn geschaffen hat. Weder
im »Champ de Mars«, noch, und viel weniger, in den »Champs
Elysees« würde man sich von dem Umfange der französischen
Malerei eine Vorstellung machen können.

Paul C&anne, der seinen Weg zu den Museen, selbst
deutschen, ohne Fingerzeige der Juroren gefunden hat, bleibt
dem Orte, wo er zuerst aufgetreten ist, treu. Er hat ein Still-
leben ausgestellt, das gerade nicht zu seinen ausgezeichnetsten
gehört. Karakteristisch erscheint, dass der Champ de Mars
ein Gemälde von Maurice Denis enthält, das zu Ehren
Cezanne's gemacht ist und die Freunde dieses Künstlers um ein
in seinem Atelier ausgestelltes Fruchtbild zeigt. Es enthält
die Porträts des Zeichners Odilon Redon, der Maler Vuillard,
Mellens, Denis, Serusier, Rousseel, Bonnard, des Schriftstellers
Ranson und des Kunsthändlers Vollard. Einige von diesen
Künstlern sind bei den »Independants« zu finden. Vor Allem
Denis selbst, dessen Arbeiten sich hier besser präsentieren, als
im Champ de Mars. Seine rosigen Frauen-Akte gehören
zweifellos zu dem Feinsten in seiner Art, und die Linie ist
bei ihm für die Gegenstände selbst so karakteristisch, wie
nur jemals. Seine »Auffindung Mose's« ist gewiss nicht das,
was wir uns als Historien - Malerei vorzustellen berechtigt
glauben, aber es ist ein Meisterwerk in der Darstellung auf
zarten Frauenkörpern spielenden flüssigen Lichtes.

Die Bilder Serusier's, Landschaften und Figuren, sind
mehr dekorative Vorlagen, als Malereien im eigentlichen Sinne
des Wortes, und es wäre vielleicht besser gewesen, im Kata-
loge zu vermerken, dass sie erst durch Verwebung in einen
Teppich ihren Zweck endgültig erreicht haben werden. Sie
sind dunkel in der Farbe und streng in der Linie und von
einer Einfachheit der Töne, die schon allein auf das, was der
Künstler eigentlich gewollt hat, zur Genüge hinweist.

Juli-Heft.

Edouard Vuillard dürfte als der bedeutendste unter den
bekannteren, bei den »Independants« vertretenen Malern
bezeichnet werden können. Er hat eine Anzahl Landschaften
und Interieurs ausgestellt, deren Ausführung zwar dieselbe
Hand leichtlich erkennen lässt, aber doch sich in ihrer Mannig-
faltigkeit ausgezeichnet der Natur des Gegenstandes anschliesst.
Vuillard's Arbeiten sind das denkbar Feinste hinsichtlich der
Farbe. Der Vortrag ist von erstaunlicher Breite, die um so
bemerkenswerter erscheint, als sie sich von jeder Aufdring-
lichkeit fernhält. Die Töne — besonders liebt Vuillard das
Gelb als Hellstes — sind stets ganz rein, aber so vornehm
abgemessen, dass die sogenannte durchgeführte Malerei gegen
diejenige Vuillard's undurchgeführt, unfertig wirkt, d. h. un-
fertig in dem Sinne, dass der Künstler den Gedanken der
Sache noch nicht völlig erfasst hat, während bei Vuillard
Sehen, Empfinden, Disponieren und Malen fast dieselben
Thätigkeiten darstellen. Er empfindet alle Farben gedämpft,
aber nicht dunkel, sie sind wie von einem zarten Flaume
bedeckt, von einem matten Glänze umstrahlt, der für sich
allein imstande wäre, die Arbeiten Vuillard's unter allen an-
deren bemerklich zu machen.

Bonnard hat eine ähnliche Natur wie Vuillard, aber er
ist nicht so fein und so frei wie dieser. Bei ihm fällt Alles
ein wenig in die Karrikatur, sofern er nicht der Landschaft
allein gegenübersteht. Von ganz ausgezeichneter Wirkung
sind denn auch stets die Lithographieen des Künstlers, in
denen er seiner Phantasie freieren Lauf lassen kann, als in
der Malerei, da sich dorten die Technik der Auffassung und
Ausführung des Gegenstandes leichter anschliesst.

Der Wahlspruch aller bei den Independants ausstellenden
Künstler ist: Farbe und, nochmals, Farbe! Sie wollen von
anderen Dingen Nichts wissen, und es erscheint erstaunlich,
in wie individueller Weise die jungen Maler, meistens so
junge, dass selbst die Spezialisten der modernen Kunst sie
nicht kennen, ihre Aufgabe auffassen. Es befinden sich unter

Prof. A. Messel. Warenhaus Wertheim. Säulen-Detail.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.
 
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