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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 12.1901

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Levin, Julius: Die Pariser Salons 1901
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https://doi.org/10.11588/diglit.6714#0149

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Juli-Heft.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Seite 125.

Prof. A. MESSEL. Warenhaus Wertheim. Säulen-Detail.

ihnen eine Anzahl ausgezeichneter Talente, mit denen für die
Zukunft unbedingt gerechnet werden muss, und von denen
einige bereits durchgedrungen sind, ohne dass sie darum ihrer
bescheidenen Herkunft vergessen, wie der bereits in der Be-
sprechung des Champ de Mars erwähnte Charles Guc'rin,
dessen vortreffliches, noch unter Velasquez' Einfluss gemaltes
Kinder-Bildnis gewissermassen das Können erklärt, das sich
in seinen freieren Arbeiten, besonders den Blumenstücken
und Stillleben kundgibt. Hervorragend durch die Behandlung
der Farbe und die Stimmung der Töne sind die Studien
Jean Puy's, dessen grosses Blumenstück an die glühenden
Renoir'schen erinnert, ohne auch nur im geringsten die Spuren
der Nachahmung erkennen zu lassen. Ein wahrhaft eminentes
Talent ist Louis Paviot, dessen Bilder nach pariser Vorstadt-
strassen in jeder Hinsicht erstaunlich genannt werden müssen.
Wie dieser Künstler gewissermassen den Geist der Strasse
erfasst, gemahnt an die Schilderungskraft Balzac's, dem im
Stile kaum mehr Farbe und Bestimmtheit zu eigen war wie
Louis Paviot im Auge und in der Hand. Der Spanier
de Regoyos ist beeinflusst von den Pointillisten, ohne sich
ihrer Technik zu bedienen. Dagegen sind seine Töne ein
echtes leuchtendes Ergebnis der pointillistischen Auffassung,
und seine landschaftlichen Studien gehören zu den farben-
reichsten, lebendigsten und geschmackvollsten in ihrer Art.
Ebenso lebhaft im Ausdrucke, aber breiter als de Regoyos,
ist Georges d'Espagnat, dessen Felsen - Landschaften voll
hellsten Lichtes in ihrer Art ebenso sachlich gemalt sind, wie
seine lebensvollen, aber in der Auffassung etwas abgedämpften
Bildnisse. Felix Vallotton, sonst als Holzschneider besonders
bekannt, aber schon seit längerer Zeit als Maler thätig, hat
den eigenartig breiten Vortrag, den er bisher besonders liebte,
aufgegeben und dafür in seinen Studien nach Personen und
Landschaften einen spitzeren, seiner Natur offenbar nicht ganz
entsprechenden angenommen. Als hervorragende Künstlerin

ist zu erwähnen Lucic Consturier, deren Stillleben und Land-
schaften ein ebenso originelles Auge verraten, wie eine in
der Behandlung der Farbe ganz eigenartig sich bethätigende
Hand. Die Künstlerin zeigt Töne von einer für weibliche
Verhältnisse kaum je dagewesene Tiefe und arbeitet in solcher
Breite und mit so feiner Empfindung für die Natur des
wiederzugebenden Stoffes, dass man auf die Weiterentwicke-
lung dieser Persönlichkeit sehr gespannt sein darf.

In den Formen einfache, breit gesehene Landschaften
von Claude Monier, zartere von Henri Lebasque, spanische
Figuren - Studien von Ytturino, Strassen-Bilder von Nicolas
Tarkoff, Figuren von Georges Dufrenoy, Blumen von Madame
Jacques Marval, pointillistische Kaprizen von Cross interes-
sieren lebhaft, und man kann bei den Independants, denen
Skulpturen und kunstgewerbliche Gegenstände fast ganz fehlen,
nicht einen einzigen Saal durchschreiten, ohne nicht irgendwie
beschäftigt oder gar künstlerisch tief erregt zu werden. Ihr
Salon ist sogar einer der beachtenswertesten, die Paris seit
langer Zeit gehabt hat. — Ueber

C. Die Champs Elyse*es

kann man sich sehr kurz fassen, was die Malerei und Bild-
fiauerkunsl anlangt. Man ist sogar berechtigt, von ihnen
Nichts zu sagen, ohne darum gerade ein Urteil gegen sie zu
sprechen. Indes ist es für alle Fälle und für denjenigen einer
ausländischen Zeitschrift besonders gleichgültig, ob dieses oder
jenes gänzlich hinsichtlich der Ursprünglichkeit '-ninteressante,
vom Schulstandpunkte mehr oder minder unangreifbare Werk
ausgestellt ist. Man wird kaum einsehen, warum man mit
dem Zitieren von Namen gerade an einer Stelle Halt machen
soll, wenn man einmal angefangen hat. Man müsste, wenn
man einmal sich dazu versteht, drei Viertel des Kataloges
herzählen. Auch bei der Besprechung des Champ de Mars
habe ich das Mittelgut oder das nur seines Urhebers wegen
etwa Erwähnenswerte grundsätzlich fortgelassen.

Prof. A. MESSEL. Warenhaus Wertheim. Pfeiler-Detail.
 
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