Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 12.1901

DOI Artikel:
Levin, Julius: Die Pariser Salons 1901
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6714#0150

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Seite 126.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Juli-Heft.

'Deshalb signalisiere ich hier nur eine sehr kräftige Abend-
stimmung des Spaniers Soraila y Bastida (Hirt mit Schweinen,
auf deren rotgelbglüh-
enden Rücken sich das
Licht der untergehen-
den Sonne fängt); ein
Porträt von Simon
Harmon Vedder; von
Madame Ernestine
Rousteaux - Darbour
das Porträt des Vaters
der Künstlerin, eine
in feinen Halbtönen
gehaltene, sehr kräftig
gezeichnete Arbeit.
Henri Martin hat nur
den Titel seines Wer-
kes, das dieses Mal
»Boucolique« heisst,
geändert, und Edgar
Maxence in einem
,Nacht-Schmetterlin ge'
betitelten Plafond, mit

glücklicher Vermeidung aller Rokoko-Elemente, eine sehr
achtbare Verbindung zwischen tiefem Blau, goldigem Gelb
und Schwarzgrün erreicht. — Unter den zahl-
losen Skulpturen empfiehlt sich die Büste nach
dem berühmten Landschafts-Maler Henri Har-
pignies von Camille-Henri Teunissen, erstens
wegen der lobenswerten karakteristischen Auf-
fassung des Modells, und zweitens wegen des
vom Künstler verwandten Materials. Er wendet
sich wieder dem zu lange ausser Acht gelassenen
Eichenholze zu.

Die weitaus beste Abteilung der »Champs
Elysees« ist ohne Zweifel die kunstgeiverbliche.
Hervorragend geschmackvoll und vornehm in
der Farbe stellen sich die Schmucksachen La-
lique's dar, der dieses Mal die Note: Grau
gewählt hat. Auch in seinen letzten Arbeiten
hat der ausgezeichnete Künstler wieder von dem
rein linearen Entwürfe Abstand genommen und
die Natur - Nachahmung weiter verfolgt als je.

Die Leder-Arbeiten sind sehr zahlreich und
alle lobenswert hinsichtlich der Ausführung.
Das von der Nancyer Schule besonders ver-

breitete Gemälde auf Leder ist sehr beliebt.
Es wird nach wie vor für Einbände, Karten-
Taschen, Schreib-Mappen, Buch-Umschläge usw.
gleicherweise verwandt. Interessant sind einige
Email-Arbeiten wegen ihrer Technik, während
sie hinsichtlich des Geschmackes fast Alles zu
wünschen übrig lassen. Es handelt sich um
die Einschmelzung durchsichtiger Emails in
Porzellan, die Camille Victor Naudot und Emile
& Victor Vitard betreiben, während Suau de
la Croix durchsichtige Emails zu Blumen fasst,
aus denen er in der Farbe sehr lebendige,
aber nicht überaus eigenartige Schmuckstücke
macht. Genau in seiner Art bethätigt sich
seine Schülerin Jeanne de Montigny. Als neuer
Potier stellt sich mit sehr soliden, in der Farbe
an die Bigots erinnernden, wirklich in Scharf-
feuer gebrannten Gres der Schwede Nils de
Barck vor. — Die grosse Mehrzahl der anderen
Arbeiten ist entweder an sich uninteressant, oder lässt so
sehr fremden Einfluss erkennen, dass von ihnen in einem

kurzen Abrisse nicht
gesprochen werden
kann. Jedenfalls wird
man auch nach der vor-
stehenden gedrängten
Aufzählung sich eine
Vorstellung davon
machen können, was
für Frankreich das
künstlerische Ergebnis
des Jahres ist. Es lässt
sich dahin zusammen-
fassen: bei den »Inde-
pendants« viel Ori-
ginalität verratende,
ernste Werke; im
»Champ de Mars«
solide und ernsthafte,
meist künstlerische
Halbamtlichkeit; in
den »ChampsElysees«
viel Langeweile, gemildert durch schöne Toiletten, die aber
nicht zu den Ausstellungs-Gegenständen gehören.

Prof. A. Messel, Berlin.

Warenhaus Wertheim. Verschiedene Beleuchtungskörper.
 
Annotationen