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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 12.1901

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Direktor Hermann Götz
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Kalkschmidt, Eugen: Neubauten der Stadt Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.6714#0179

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Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

September-Heft.

Arch. K. Späth, Schöneberg. Motto »Heimat«. Erdgeschoss-Grundriss u. Lageplan.

Neubauten per

»Es ist nicht möglich«, meinte erst ganz kürzlich ein
junger Architekt in München, »wir können die alten Formen
nicht entbehren, weder die konstruktiven, noch die dekora-
tiven!« Es ist nicht möglich, sagen auch die Kritiker über
Darmstadt's »Dokument deutscher Kunst«. Und man erinnert
sich »hochachtungsvoll« der architektonischen Vorsicht Frank-
reichs auf der Weltausstellung vom Vorjahre, einer Vorsicht, I
die uns einreden wollte, dass abgestandene Grazien, Putten |
und Rosenkränze die einzig schönen und möglichen dekora-
tiven Ausdrucksmittel jenes neuen und herben Geistes seien,
der aus dem Lärmen der Fabriken, aus dem donnernden
Getöse unseres ganzen Maschinen - Zeitalters gross und ur-
sprünglich zu uns spricht.

Man braucht nur offenen Auges durch unsere grossen
Städte zu gehen, um einsehen zu lernen, dass doch schon
sehr, sehr Vieles an Bauten möglich, und dass dieses Viele
sogar gut ist. Man mag das Prinzip des Warenhauses: das
Kleingewerbe durch Massen-Artikel und -Preise abzutöten,
als noch so verwerflich und den Pflichten des Gross-Kapitals

die Mehrzahl der jüngeren Lehrkräfte der Karlsruher Kunst-
gewerbe-Schule aus dieser selbst hervorgegangen sind.

Von reicheren künstlerischen Innen-Dekorationen, die
von dem Künstler geleitet wurden, seien noch die erbgross-
herzogliche Wohnung im Schlosse, eine Anzahl Innen-Räume
der Villa Bürklin und der Trau-Saal des Karlsruher Rat-
hauses, vor allem aber das eigene Haus desselben zu erwähnen.
Das Künstler-Heim, welches Direktor Götz mit seiner Frau
Elsbeth und drei Kindern in einer der schönsten Villen der
Stadt bewohnt, ist eine Sehenswürdigkeit der badischen
Residenz, denn es birgt eine Fülle der wertvollsten und
gediegensten Kunstschätze, die ihr Besitzer mit der Zeit auf
seinen zahlreichen Reisen in Italien, Frankreich, Holland,
Belgien, England, Amerika und im Orient mit Liebe
gesammelt und mit seinem Geschmack zu einem stimmungs-
voll-harmonischen Gesamtbilde vereinigt hat.

Dass es bei solch' einem arbeitsfreudig und erfolgreichen
Wirken und Schaffen auch an äusseren Ehrungen nicht
mangelte, ist wohl selbstverständlich. Badens Landesherr
lohnte es mit den höchsten Auszeichnungen, den Kommandeur-
Kreuzen vom Zähringer Löwen und des Berthold - Ordens.
Gleiche Auszeichnungen wurden ihm von Württemberg und
Sachsen-Weimar zuteil; des Weiteren, Ordens-Dekorationen
von Preussen, Bayern, Hessen, Schweden und Norwegen und
Italien. Eine Reihe goldener Medaillen wurden ihm durch
mehrere internationale Kunst-Ausstellungen zuerkannt. Seine
Vaterstadt ernannte ihn zu ihrem Ehrenbürger und zahlreiche
sonstige Korporationen und Vereine zum Ehrenmitgliede.

Bei all' diesen zahlreichen Auszeichnungen und Ehrungen
ist jedoch der Meister immer der einfach bescheidene und
liebenswürdige Künstler und Mensch geblieben.

Wie manchem Schüler hat er über kritische Momente
hinweggeholfen und opferwillig für die Fortsetzung seines
Studienganges entweder selbst, oder durch die Mithülfe
befreundeter, gleichgesinnter Gönner beigetragen!

Zahlreiche kostbare Kranz - Spenden, darunter die des
Grossherzogs und anderer Mitglieder des Grossherzoglichen
Hauses bewiesen bei dem Leichen-Begängnis, welch' ausge-
dehnter Sympathieen der Verewigte sich erfreute.

Jeder, der ihm als Mensch näher stand, wird Hermann-
Götz ein treues und dankbares Andenken bewahren, und so
auch die »Zeitschrift für Innen-Dekoration«. Der Herausgeber.

Stapt Berlin.

widersprechend verurteilen — dass erst mit dem Warenhaus
der neue Typus des Geschäftshauses sich herausgebildet hat,
dass erst hier die wichtigen neuen Raumformen sich organisch
entfaltet haben und nach künstlerisch neuer Bewältigung ver-
langten, das wird auch der bitterste Feind des Geschäfts-
Prinzips der Wertheim, Tietz und Jandorf bei sachlichem
Betracht der Dinge zugeben müssen.

Die Häuser Wertheim, Tietz und Jandorf in einem Atem
genannt, bedeutet noch nicht deren architektonische Gleich-
wertigkeit. Es handelt sich hier zunächst um den Sieg des
konstruktiven Prinzips, und der findet sich trotz des wider-
wärtigen Protzentums in der Fassade des Tietz'schen, trotz
der geschraubten Nüchternheit in der des Jandorf'schen Hauses
ebenso deutlich ausgesprochen, wie in den zwanzig wunder-
schönen Strebesäulen Messels am Bazar Wertheim. Und
nun ist es erfreulich, zu sehen, mit welcher Behendigkeit diese
neuen, ebenso praktischen wie ansehnlichen baulichen Kühn-
heiten allenthalben in Berlin nacheifernde Anwendung finden.
Dass es an reinen Nachahmungen nicht fehlen kann, liegt
 
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