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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 12.1901

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Schmidkunz, Hans: Optische Gesetze und die Raum-Gestaltungs-Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.6714#0202

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Oktober-Heft.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

Seite 173.

J. Rohmann u. R. Edler, Leipzig. Wettbewerb: Wohnhaus eines Kunst-Freundes. Aus der engeren Wahl: Motto »Die einzige Herrin etc.« Musik-Zimmer.

einer wohlthuenden »Einheit in der Zweckmässigkeit« auch
die Einfenstrigkeit beizutragen pflegt: die Küche. Hier ver-
langt kein Luxus einen Raum - Ueberfluss, eine protzige
Multiplikation, eine schematische Symmetrie; vielleicht kommen
wir hier erst der Schönheit auf den Geschmack, die sich in
der Belichtung von einer Quelle her ergibt — und wohl
auch überhaupt der Schönheit der geschlossenen Durchführung
eines Zieles mit Konzentrierung aller Mittel darauf.

Gerade dagegen wird in den Wohnungs-Einrichtungen
so gar viel gesündigt. Welches Durcheinander von Verschie-
denem bietet meist unser typisches Zimmer, verschärft durch
den einen ästhetisch besonders schlimmen Spezialfall dieses
Durcheinanders: das Aneinanderstossen von Extremen! In
einem solchen Zimmer, das durch 2 bis 3 Fenster und 2 bis
4 Thüren und durch die so erzeugte Licht-Konfusion schon
von vornherein halb zerstört ist, »raufen« (es trifft ja kein
anderes Wort so gut) die verschiedensten Faktoren mit
einander. Vor allem Nützlichkeit und Schönheit; wir glauben
unser Zimmer — nicht die Küche —■ gleich der Fassade des
Hauses durch Einzelnes statt durch die Gesamthaltung schön
zu machen. Mit den Lokal-Farben und Lokal-Lichtern ist es
ähnlich. Kaum wäre irgendwo eine annehmbare Helligkeit
und Farbigkeit der Wand erreicht, so lassen wir durch ein
Griffel-Kunstblatt ein »Loch« darin machen; und dieses Blatt
muss einen so grell weissen Rand um seine vielleicht ganz
fein schattierte Zeichnung tragen, als sei das Nebeneinander-
stehen von Extremen oberstes ästhetisches Prinzip.

Wir kommen auf diesen Gegenstand bei den Raum- oder
Gestalt-Fragen zurück und wenden uns jetzt zu den Farben.
Auch hier scheint uns in dem Bevorzugen von Extremen
und in dem einheitslosen Durcheinander am meisten gesündigt
zu werden. Die Extreme eines zu dunklen und eines zu hellen

J. Rohmann u. R. Edler, Leipzig. Motto: »Die einzige Herrin etc.«

Partie a. d. Frühstückszimmer des Erdgeschosses mit eingebautem Glä'serschrank.
 
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