Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 12.1901

DOI article:
Molkenboer, Theo: Die Moderne Bewegung in Holland
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6714#0213

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Pf IUUBJ:PEKORATIOU

AAQU-HQIi:

JlkV$TRlÖVTE
ZEITSCHRIFT

FÜR-DEU

qEyvwe:u-iuuERüJ

MQU-STDI?

C/(JP-Rec?iC,lRT
üoio

AIEX^UPER-KOQH

XII. Jahrg. 1901.

Darmstadt.

November-Heft.

Pie moperne Bewegung in Holianp.

Von Theo Molkenboer—Amsterdam.

eit den letzten fünf Jahren hat sich in Holland
auf dem Gebiete der Wohnungs - Kunst sehr
viel Neues ergeben*). Nachdem schon in den
Jahren 1870—1890 der berühmte Architekt
Dr. P. J. H. Cuypers die erste Veranlassung
zu einem Aufschwung gegeben hatte, und
dann etwa im Jahre 1891 Dysselhof, Lion
Cachet und Nieuwenhuys eine ganz neue moderne Richtung
gezeitigt hatten, welche namentlich in reizenden Holzschnitten
und Batiks sich zu erkennen gab, hat die Bewegung von
Amsterdam aus sich über die ganzen Niederlande verbreitet.
Amsterdam blieb jedoch immer der Mittelpunkt, obwohl auch
im Haag die neue Richtung durch den Einfluss van de Velde's
herrschend wurde und zwar infolge der berühmten Ausstel-
lung des Kunstgewerbe-Salons »Arls and Cra/ls«. Hier ent-
faltete namentlich auch ein jüngerer holländischer Künstler,
Thorn-Prikker, eine sehr lebhafte Thätigkeit, obwohl diese
Stil - Richtung immer eine gewisse Aehnlichkeit mit der
van de Velde's behielt. Mit dieser Bewegung im Haag
konnte Amsterdam längere Zeit nicht gleichen Schritt halten.
Der Einfluss Dr. Cuypers' war in Amsterdam zu gross.
Die Ersten, welche sich allmählich zu einer Eigenart durch-
rangen, waren de Bazel und Lauweriks, dann Berlage, der
seitdem eine grosse Bedeutung errungen hat. Er war es,
der nach Dr. Cuypers einen individuellen Stil darstellte und

*) Die Reform-Bewegung auf dem Gebiete des Kunstgewerbes und der
Architektur ist in Holland und Belgien ohne Frage bodenwüchsiger und schon
tiefer in die Bevölkerung eingedrungen, als bei uns in Deutschland, wo sie
vorerst noch, wie wir ruhig eingestehen müssen, auf gewisse, durch künstlerische
Bildung prädestinierte Kreise beschränkt ist. Bei uns sind eben die Volks-
Elemente, wie bei einer Bevölkerung von fast 55 Millionen selbstverständlich, zu
ungleichartig, als dass die Ideen, wie die, welche jene Bewegung leiten, von allen so
gleichzeitig aufgenommen werden können, wie in dem einheitlicheren Holland. D. R.

1901. xi. 1.

sich dabei von allen Mode-Strömungen frei hielt. Karakte-
ristisch für die jungen Amsterdamer ist die sehr strenge und
einfache Stilistik ihrer Arbeiten, die alle unnötigen Aus-
schmückungen verpönt. Von den Werken Berlage's seien
hervorgehoben die beiden grossen Gebäude der Versicherungs-
Bank im Haag und in Amsterdam und die »Kaufmanns-
Börse« ebenda. (Vergl. Abbildungen dieser Schöpfungen in
der von Alexander Koch—Darmstadt herausgegebenen Monats-
schrift »Deutsche Kunst und Dekoration«, II. Jahrg. S. 560 ff.)
Neben ihm verdienen Jaques van Straaten, van Arker, Eduard
Cuypers, Zinsmeester, Joseph Cuypers, Jan Stuyt u. a. hervor-
gehoben zu werden, sämtlich Architekten, und ferner H. W.
Mol, van den Bosch, Penaat, Ysenlöffel, Zwollo, deren Haupt-
Gebiet der Möbel-Bau ist. Im Haag arbeiten der Architekt
Mutlers und der Dekorateur Sluytermann, in Nijmwegen die
Gebrüder Henry und Oskar Leven, in Maastricht soll der
junge van Gils Schönes versprechen. In der Kaufmannsstadt
Rotterdam ist Molenbroek thätig, in der Blumenstadt Haarlem
van der Stuer u. a. Neben diesen kommen noch jüngere
Kräfte in Betracht. Damit diese Gelegenheit hätten, dem
Publikum ihre Arbeiten zu zeigen, hat man unter Führung
des Goldschmieds Willem Hoeker zu Amsterdam ein Verkaufs-
haus eingerichtet unter der Firma »Het Binnenhuis«. Neben
Einzel-Möbeln werden hier auch ganze Zimmer-Einrichtungen
ausgestellt, und die Vorführungen sind infolge der grossen
Zahl der Mitarbeiter mitunter sehr vielseitig. In der Auf-
fassung ist jedoch der Hauptsache nach eine gewisse Ueber-
einstimmung nicht zu leugnen. Dies alles wäre jedoch nicht
möglich gewesen, wenn nicht vor Berlage der streng ver-
standesmässige Baumeister Dr. Cuypers die Bahn gebrochen
und die holländische Architektur beherrscht hätte, und wenn
ferner die Natur des Holländers nicht Exzentricitäten so sehr
 
Annotationen