1. Kapitel. Preußen. V. Hochschulen.
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„Die Kunst soll mithelfen, erzieherisch auf das Volk einzuwirken; sie soll auch
den unteren Ständen die Möglichkeit geben, sich an den Idealen wieder aufzurichten."
— Wer anders soll dieses Kaiserwort verwirklichen, wenn nicht der Erzieher der
unteren Stände, der Volksschullehrer. Ein Pionier tönender Kunst, der Musik, ist
er seit Jahrzehnten, der bildenden noch lange nicht in ausreichendem Maße. —
Möge die weitere Entwickelung der Kunstpflege im Seminare dahin gelangen,
daß der Lehrer seinen Dürer, Holbein, Rembrandt, Menzel ebenso verstehen und
genießen lernt, wie er sich an den Werken eines Bach, Händel, Mozart, Beethoven
erhebt.
V. Abschnitt. HOCHSCHULEN.
DIE KÖNIGLICHE KUNSTAKADEMIE ZU KÖNIGSBEEG I. PR.
Von H. WIRTH-KÖNIGSBERG.
Die Königliche Kunstakademie in Königsberg in Pr. ist wohl die jüngste, ab-
gelegenste und am wenigsten genannte Akademie des Reiches. Immerhin blickt
sie jetzt auf eine 60jährige Zeit des Bestehens zurück und hat also auch schon
ihre Geschichte. Diese kurz zu skizzieren und den gegenwärtigen Stand, sowie die
jetzige Wirksamkeit unserer östlichen Akademie zu beleuchten, ist der Zweck dieser
Zeilen. —
Ein hoher, nun schon etwas verwitterter Obelisk ragt als ein auffälliges Wahr-
zeichen vor dem Akademiegebäude aus dichtem Fliedergebüsch empor. Er trägt
ein schlichtes, aber dauerndes Denkmal des Dankes Ostpreußens und Königsbergs,
— den Namen des Oberpräsidenten, späteren Staatsministers von Schön, der sich
um die Förderung der Kunst hier im Osten, und gerade auch um die Begründung
der hiesigen Kunstakademie, zumeist verdient gemacht hat.
Er war es nämlich, der sich schon vom Jahre 1833 an bemühte, der Kunst in
Ostpreußen und in Königsberg einen Sammel- und Mittelpunkt zu schaffen. Durch
lebhaften Briefwechsel mit dem Königlichen Ministerium suchte er namentlich zu
erwirken, daß für die Kunstsammlungen der Stadt, der Universität und ferner für
eine neue Kunstschule ein eigenes Gebäude geschaffen würde, — er dachte zunächst
an eine Kunsthalle. Ein Platz an der Königstraße, auf dem ein nicht mehr be-
nutztes königliches Gebäude, der „Jägerhof", stand, schien ihm für seinen Plan ge-
eignet und wurde dem damaligen König Friedrich Wilhelm III. von ihm vorge-
schlagen.
In der Tat genehmigte dieser durch Kabinettsordre vom 10. März 1838 den Bau
einer neuen Kunstschule und Kunstsammelstätte; die Kosten von 32000 Talern
sollten aus einem damals noch vorhandenen Landesunterstützungsfonds gedeckt
werden.
Der ursprüngliche Zweck des jetzigen Akademiegebäudes ist übrigens noch er-
kennbar aus der hoch am Fries in goldenen Lettern strahlenden Inschrift:
Artium operibus condendis
Artificibus instituendis,
die im Jahre 1841 von Friedrich Wilhelm IV. genehmigt wurde.
Als in demselben Jahre der Direktor der Kunstschule (Prof. Knorre) starb, ehe
das neue Haus völlig fertig war, suchte Oberpräsident von Schön, nach Verhandlung
mit dem Minister Eichhorn darum nach, das neue Gebäude lieber nach dem Muster
Düsseldorfs für eine höhere Kunstschule, eine Akademie, einzurichten. Unter dem
3. Juni 1842 wurde von dem kunstsinnigen Könige Friedrich Wilhelm IV. auch dieser
Vorschlag genehmigt.
Es galt nun einen Akademiedirektor zu gewinnen.
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„Die Kunst soll mithelfen, erzieherisch auf das Volk einzuwirken; sie soll auch
den unteren Ständen die Möglichkeit geben, sich an den Idealen wieder aufzurichten."
— Wer anders soll dieses Kaiserwort verwirklichen, wenn nicht der Erzieher der
unteren Stände, der Volksschullehrer. Ein Pionier tönender Kunst, der Musik, ist
er seit Jahrzehnten, der bildenden noch lange nicht in ausreichendem Maße. —
Möge die weitere Entwickelung der Kunstpflege im Seminare dahin gelangen,
daß der Lehrer seinen Dürer, Holbein, Rembrandt, Menzel ebenso verstehen und
genießen lernt, wie er sich an den Werken eines Bach, Händel, Mozart, Beethoven
erhebt.
V. Abschnitt. HOCHSCHULEN.
DIE KÖNIGLICHE KUNSTAKADEMIE ZU KÖNIGSBEEG I. PR.
Von H. WIRTH-KÖNIGSBERG.
Die Königliche Kunstakademie in Königsberg in Pr. ist wohl die jüngste, ab-
gelegenste und am wenigsten genannte Akademie des Reiches. Immerhin blickt
sie jetzt auf eine 60jährige Zeit des Bestehens zurück und hat also auch schon
ihre Geschichte. Diese kurz zu skizzieren und den gegenwärtigen Stand, sowie die
jetzige Wirksamkeit unserer östlichen Akademie zu beleuchten, ist der Zweck dieser
Zeilen. —
Ein hoher, nun schon etwas verwitterter Obelisk ragt als ein auffälliges Wahr-
zeichen vor dem Akademiegebäude aus dichtem Fliedergebüsch empor. Er trägt
ein schlichtes, aber dauerndes Denkmal des Dankes Ostpreußens und Königsbergs,
— den Namen des Oberpräsidenten, späteren Staatsministers von Schön, der sich
um die Förderung der Kunst hier im Osten, und gerade auch um die Begründung
der hiesigen Kunstakademie, zumeist verdient gemacht hat.
Er war es nämlich, der sich schon vom Jahre 1833 an bemühte, der Kunst in
Ostpreußen und in Königsberg einen Sammel- und Mittelpunkt zu schaffen. Durch
lebhaften Briefwechsel mit dem Königlichen Ministerium suchte er namentlich zu
erwirken, daß für die Kunstsammlungen der Stadt, der Universität und ferner für
eine neue Kunstschule ein eigenes Gebäude geschaffen würde, — er dachte zunächst
an eine Kunsthalle. Ein Platz an der Königstraße, auf dem ein nicht mehr be-
nutztes königliches Gebäude, der „Jägerhof", stand, schien ihm für seinen Plan ge-
eignet und wurde dem damaligen König Friedrich Wilhelm III. von ihm vorge-
schlagen.
In der Tat genehmigte dieser durch Kabinettsordre vom 10. März 1838 den Bau
einer neuen Kunstschule und Kunstsammelstätte; die Kosten von 32000 Talern
sollten aus einem damals noch vorhandenen Landesunterstützungsfonds gedeckt
werden.
Der ursprüngliche Zweck des jetzigen Akademiegebäudes ist übrigens noch er-
kennbar aus der hoch am Fries in goldenen Lettern strahlenden Inschrift:
Artium operibus condendis
Artificibus instituendis,
die im Jahre 1841 von Friedrich Wilhelm IV. genehmigt wurde.
Als in demselben Jahre der Direktor der Kunstschule (Prof. Knorre) starb, ehe
das neue Haus völlig fertig war, suchte Oberpräsident von Schön, nach Verhandlung
mit dem Minister Eichhorn darum nach, das neue Gebäude lieber nach dem Muster
Düsseldorfs für eine höhere Kunstschule, eine Akademie, einzurichten. Unter dem
3. Juni 1842 wurde von dem kunstsinnigen Könige Friedrich Wilhelm IV. auch dieser
Vorschlag genehmigt.
Es galt nun einen Akademiedirektor zu gewinnen.
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