456 16. Kapitel. Japan. Der Zeichen- und Kunstunterricht in Japan.
SECHZEHNTES KAPITEL.
JAPAN.
ENSEIGNEMENT DU DESSIN ET DE L'ART AU JAPON.
(Der Zeichen- und Kunstunterricht in Japan.)
Von JEAN DE BOSSCHERE IN ANTWERPEN.
Deutsch von GEORG FRIESE.
ÜBERSICHT ÜBER DEN GEGENWÄRTIGEN STAND.
Während der letzten Jahre beschäftigte sich jeder infolge des schrecklichen
Krieges mit Japan. Zahlreiche Artikel in Zeitschriften und besondere Studien
haben uns die Verhältnisse der Zivilisation des Landes genau oder wenigstens so
viel wie möglich enthüllt. Heute braucht man nicht mehr vorher eine Skizze des
politischen und ökonomischen Zustandes dieses Volkes des äußersten Orientes zu
machen, sondern kann gleich in die Behandlung des eigentlichen Stoffes eintreten.
Derjenige Stoff aber, den wir in großen Zügen schildern wollen, ist dennoch
sehr wenig bekannt und ist noch nicht zum Gegenstand eines besonderen Studiums
gemacht. Dieser Stoff bietet dem Studium zwei Seiten dar: das Studium des Zeichen-
unterrichtes in bezug auf Japan und das Studium dieses Unterrichtszweiges mit
gleichzeitigem Bezug auf die in Europa gemachten Fortschritte. Es gibt auch zwei
Arten es zu studieren: die historische Seite und den gegenwärtigen Zustand. Die
erstere Art wäre sicherlich die interessantere. Wenn wir den Unterricht der Kinder
darauf hin ins Auge fassen würden, wie er vor dem zunehmenden Einfluß der An-
schauungen und wissenschaftlichen Erfolge der westlichen Länder war, würden
wir ein malerisches Bild erhalten, das wesentlich von dem verschieden sein würde,
was wir hier zu sehen gewohnt sind. Gegenwärtig fehlen uns die Dokumente,
welche die Geschichte des Unterrichts in Japan behandeln, und es ist nicht sehr
leicht, dieselben zu erhalten. Im Verlauf dieser Übersicht werden wir einige Aus-
künfte, die wir besitzen, anführen, soweit solches notwendig erscheint. Hauptsäch-
lich werden wir aber bei unserer Arbeit auf das Gebiet des heutigen Zeichenunter-
richtes uns beschränken. Und wie sehr Japan augenblicklich zur Annahme der
Zivilisation Europas hinneigt, werden wir in bezug auf die künstlerische Erziehung
gerade wie bei allen anderen Beziehungen erkennen. Man sieht dann, wie sehr
da unten die nationalen Traditionen langsam sich verlieren. Ich möchte darauf
hinweisen, daß ich nur direkte japanische Mitteilungen benutzt habe und daß ich
alles ausgeschieden habe, was schon veröffentlicht ist. So werden diese Bemer-
kungen wohl sehr kurz ausfallen, aber nichts enthalten, was schon anderswo ge-
druckt ist.
I. AKADEMIEN.
Japan besitzt drei Institute, die unseren Akademien oder Kunstschulen ähnlich
sind. Tokio, die größte Stadt des Landes, besitzt zwei dieser_ Schulen, die eine,
diejenige der Regierung, nennt sich TOKIO B1JUTSU GAKKO (Gakkö bezeichnet
Schule — Bijutsu: Kunst). Das andere Kunstinstitut in Tokio ist aus einer Spaltung
entstanden, die infolge eines Streites innerhalb der offiziellen Schule entstand.
Dieses Privatunternehmen, das von einem Teile des Lehrkörpers der staatlichen
Anstalt gegründet wurde, ist ebenso gut und hat ebensolche Resultate wie die
ältere Schule.
SECHZEHNTES KAPITEL.
JAPAN.
ENSEIGNEMENT DU DESSIN ET DE L'ART AU JAPON.
(Der Zeichen- und Kunstunterricht in Japan.)
Von JEAN DE BOSSCHERE IN ANTWERPEN.
Deutsch von GEORG FRIESE.
ÜBERSICHT ÜBER DEN GEGENWÄRTIGEN STAND.
Während der letzten Jahre beschäftigte sich jeder infolge des schrecklichen
Krieges mit Japan. Zahlreiche Artikel in Zeitschriften und besondere Studien
haben uns die Verhältnisse der Zivilisation des Landes genau oder wenigstens so
viel wie möglich enthüllt. Heute braucht man nicht mehr vorher eine Skizze des
politischen und ökonomischen Zustandes dieses Volkes des äußersten Orientes zu
machen, sondern kann gleich in die Behandlung des eigentlichen Stoffes eintreten.
Derjenige Stoff aber, den wir in großen Zügen schildern wollen, ist dennoch
sehr wenig bekannt und ist noch nicht zum Gegenstand eines besonderen Studiums
gemacht. Dieser Stoff bietet dem Studium zwei Seiten dar: das Studium des Zeichen-
unterrichtes in bezug auf Japan und das Studium dieses Unterrichtszweiges mit
gleichzeitigem Bezug auf die in Europa gemachten Fortschritte. Es gibt auch zwei
Arten es zu studieren: die historische Seite und den gegenwärtigen Zustand. Die
erstere Art wäre sicherlich die interessantere. Wenn wir den Unterricht der Kinder
darauf hin ins Auge fassen würden, wie er vor dem zunehmenden Einfluß der An-
schauungen und wissenschaftlichen Erfolge der westlichen Länder war, würden
wir ein malerisches Bild erhalten, das wesentlich von dem verschieden sein würde,
was wir hier zu sehen gewohnt sind. Gegenwärtig fehlen uns die Dokumente,
welche die Geschichte des Unterrichts in Japan behandeln, und es ist nicht sehr
leicht, dieselben zu erhalten. Im Verlauf dieser Übersicht werden wir einige Aus-
künfte, die wir besitzen, anführen, soweit solches notwendig erscheint. Hauptsäch-
lich werden wir aber bei unserer Arbeit auf das Gebiet des heutigen Zeichenunter-
richtes uns beschränken. Und wie sehr Japan augenblicklich zur Annahme der
Zivilisation Europas hinneigt, werden wir in bezug auf die künstlerische Erziehung
gerade wie bei allen anderen Beziehungen erkennen. Man sieht dann, wie sehr
da unten die nationalen Traditionen langsam sich verlieren. Ich möchte darauf
hinweisen, daß ich nur direkte japanische Mitteilungen benutzt habe und daß ich
alles ausgeschieden habe, was schon veröffentlicht ist. So werden diese Bemer-
kungen wohl sehr kurz ausfallen, aber nichts enthalten, was schon anderswo ge-
druckt ist.
I. AKADEMIEN.
Japan besitzt drei Institute, die unseren Akademien oder Kunstschulen ähnlich
sind. Tokio, die größte Stadt des Landes, besitzt zwei dieser_ Schulen, die eine,
diejenige der Regierung, nennt sich TOKIO B1JUTSU GAKKO (Gakkö bezeichnet
Schule — Bijutsu: Kunst). Das andere Kunstinstitut in Tokio ist aus einer Spaltung
entstanden, die infolge eines Streites innerhalb der offiziellen Schule entstand.
Dieses Privatunternehmen, das von einem Teile des Lehrkörpers der staatlichen
Anstalt gegründet wurde, ist ebenso gut und hat ebensolche Resultate wie die
ältere Schule.