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Jahrbuch für den Zeichen- und Kunstunterricht — 3.1907

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Des Jahrbuches siebenter Teil. Literatur
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Wunderlich, Theodor: Der Zeichenunterricht im Jahre 1905 im Lichte seiner Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.74115#0682

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658

Literatur. I. Der Zeichenunterricht im Jahre 1905.

jahrzehntelanger, beharrlicher und umsichtiger Arbeit bedarf, um auch nur die
geringsten Spuren eines Fortschritts zum Bessern erkennen zu lassen. Ob die
neugegründete Wochenschrift für Heimkultur „Das deutsche Landhaus" sich
als wandelschaffender Faktor erweist, wird die Zeit lehren. R. Bürkners „Kunst-
pflege in Haus und Heimat" (Leipzig, Teubner. 1 Mk.) zeigt, wie man recht
sehen lernen und die Häuslichkeit ausgestalten muß, um zu empfinden, wie die
Kunst sich jedem Einzelnen offenbart. Die einzelnen Punkte, die er dabei in den
Kreis seiner Betrachtungen zieht, sind .so zahlreich, daß wohl kaum ein Gegen-
stand, der mit der Kunst in Berührung steht, unerwähnt geblieben ist. Schumanns
Aphorismen „Von der Eroberung der Landschaft", einem Kataloge von
Schriften für den Zeichen- und Kunstunterricht vorausgeschickt (Leipzig, Schür-
mann.), lesen sich gut und reizen zu weiterem Nachsinnen über ästhetische Natur-
betrachtung. Volbehr und Cherbuliez76) tragen in ihren Schriften so viel
Material über das künstlerische Schaffen Einzelner ganzer Völkerschaften herbei,
daß es sich der Mühe lohnt, sich dem Studium derselben mit vollster Aufmerk-
samkeit hinzugeben.
Die Amerikaner Prang und Tadd und mit ihnen die Hamburger Götze und
Schwartz haben, den Schülern Pestalozzis folgend77), dem Modellieren Eingang in
die Schule zu schaffen versucht. Der Streit für und wider diese Beschäftigung ist
noch nicht beendet, und die Erfahrungen, welche darüber vorliegen, sind noch viel
zu gering, als daß schon ein abschließendes Urteil erwartet werden könnte. Während
Schulrat Lange in den Beratungen über neue Zeichenmethoden" von dem
Modellieren als „Konditorplastik" spricht, die ebenso nutzlos wie zeitvergeudend
ist, tritt F. Weißenborn in seinem Vortrage „Das Formen im Zeichen-
unterrichte" in zwei Thesen78) dafür ein: 1. Das Nachbilden körperlicher Dinge
in körperlicher Form (das Formen) ist das wichtigste Hilfsmittel zur Erzielung
klarer und tiefer Formvorstellungen. 2. Es legt den Grund zu denjenigen ästhe-
tischen Empfindungen, die durch Körperformen ausgelöst werden." Ebenso hat
das Modellieren in R. Bürckner einen eifrigen Verteidiger gefunden79). O. Wiede-
mann, der Herausgeber eines Modellierkastens und Autor eines belanglosen
Schriftchens über das Modellieren 80) weist den Ausdruck Formen für das plastische
Gestalten zurück und will das Modellieren als „Ergänzung des Zeichnens" im
Zeichenunterricht von einzelnen Schülern getrieben wissen, während F. Blohm81)
empfiehlt, derartige Übungen nicht in der Zeichenstunde, sondern in besonderen
Unterrichtsstunden vornehmen zu lassen. Ehlers82) verzichtet aus technischen
Gründen anfänglich auf das Modellieren in Wachs, Ton oder Plastilina, fordert
dagegen das Ausschneiden von Formen aus Papier. Noch andere Autoren, wie
beispielsweise Direktor Pabst83) treten für das Modellieren im naturkundlichen
Unterricht ein.

76) Th. Volbehr, Bau und Leben der bildenden Kunst. Leipzig,
Teubner. 1 Mk. — V. Cherbuliez, Die Kunst und die Natur. Übersetzt
von H. Weber. Altona, C. v. Schmidtz. 2,35 Mk.

77) J. Schmid, Die Elemente des Zeichnens. Bern, 1809. S. 84—87.

78) 32. Hauptversamm1ungdesVereinsdeutscherZeichen1ehrer.
Vorträge und Verhandlungen. Wiesbaden, Gut.

79) R. Bürckner, Kind1icheMode11ierarbeiten. D. Bl. Zeh. K. U. Jg. X.
Nr. 14. S. 236—240.

80) O. Wiedemann, Das Modellieren. Illustrierte Anleitung. Berlin,
Albrecht Dürer-Haus. 0,60 Mk. — Derselbe, Neuer Mode11ierkasten.
Ebenda. 8 Mk. — Derselbe, Das Modellieren im Schu1zeichenunter-
richt. D. Bl. Zeh. K. U. Jg. X. S. 301-304.

81) F. Blohm, Modellieren imZeiehenunterricht. Kgt. Jg. II. Nr.8.
S. 90—91.

82) J. Eh1ers,Zeichenunterricht. Leipzig, Teubner. 1.20 Mk.

83) A. Pabst, Das Modellieren im naturgeschieht1ichen Unter-
richt. Natur und Schule. Jg. IV. Nr. 9. — Riede1, DasFormen a1s Unter-
richtsmittel. Zentralorgan für Lehr- und Lernmittel. Jg. 1905. Nr. 9. — Prof.
Hans Lenk, Über das Zeichnen undMode11ieren beimGeographie-
unterricht. Pädagogische Rundschau. Jg. 1905. Heft 4. S. 140—145, auch in
 
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