Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Gesellschaft für Nützliche Forschungen zu Trier [Hrsg.]
Jahresbericht der Gesellschaft für Nützliche Forschungen zu Trier — 1859/​1860(1861)

DOI Heft:
III. Aufsätze und Berichte
DOI Artikel:
A. Antiquarisch-geschichtliche
DOI Artikel:
Schoemann, Johann Karl: Eine hebräische Inschrift
DOI Artikel:
Hewer, Johann Jacob: Geschichte von Montclair, nach Urkunden zusammengestellt
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.43693#0013
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
7

des Judenplatzes gelegene Haus sei ehemals die Judenschule gewesen, weil es, rundum frei liegend,
die Vorschrift des jüdischen Gesetzes in Bezug auf den Bau einer Synagoge erfüllt. Gleich allen
anderen Immobilien der Juden würde auch dieses Gebäude zur Zeit ihrer Verbannung aus Stadt
und Land im Jahre 1418 dem Fiskus anheimgefallen und zu anderen Zwecken benutzt worden
sein. Wenn aber im Jahre 1417, also ein Jahr früher, der Stock schon als bürgerliches Gefängniss
angeführt wird, aus welchem der Schöffen Heinrich von Brystyhe sich durch Erlegung einer Summe
von fl. 800 löset ‘), so steht dies der Annahme entgegen, „der Stock“ sei die uralte Synagoge
gewesen, oder wir haben dieses mit dem generellen Namen „der Stock“ bezeichnete Gefängniss
anderswo zu suchen. Aufschluss über die frühere Bestimmung dieses merkwürdigen Hauses wird
hoffentlich dessen nahe bevorstehender Abbruch gewähren.
In Bezug auf die Grösse der jüdischen Bevölkerung Triers im zweiten Decennium des
15. Jahrhunderts sei schliesslich noch erwähnt, dass laut der städtischen Rechnungsablage vom
Jahr 1418, worin die Juden zum letztenmal als Steuercontribuenten aufgeführt sind, diese wie
bisher 50 Pfd. Turnosen erlegten, ein Beweis, dass die Zahl der Familien 25 nicht überstieg,
mithin damals die ganze jüdische Bevölkerung etwa 100 Seelen betrug.
2) Herr Dr. Hewer aus Saarburg.
(5efd)id)te uon fRontdnir, nad) Urkunden jufamnifngfjleUt.
Montclair, der herrliche Sitz mächtiger Geschlechter, gefürchtet einstens und verhasst dem
Kaufherrn und dem Wandersmann, gepriesen und bewundert durch seine todesmuthige Verthei-
digung, die stolze Burg, sie liegt in Trümmern, eine Ruine, von Raubgethier bewohnt, von Gehölz
wild umwachsen. Gesunken mit ihr und veschwunden sind Grüneck und Saareck, fast vergebens
sucht man die Stellen, wo sie standen. Sie wurden um Montclair herum und wegen Montclair
erbaut; ihr Zweck war vorübergehend, und man weiss von ihnen nur, dass sie einstens und wahr-
scheinlich nicht lange bestanden haben.
Wenn in allen Ortschaften um Montclair herum Reste von römischen Bauten sich vorfinden,
so lässt sich um so mehr vermuthen, dass auch Montclair, so reizend und anziehend, zu Nieder-
lassungen werde eingeladen haben. Und in der Thal sprechen dafür Bruchstücke von römischen
Ziegeln aus der Nähe der Burg, dass schon vor derselben römische Gebäude hier aufgeführt waren.
Es steht dahin, ob auf römische oder spätere Zeiten hingedeutet wird, wenn in einer Urkunde
von 1439 von einem Berge jenseits der Saar und gegenüber Montclair angeführt wird, dass er vor-
mals auch verbaut gewesen ist.
Die ersten Nachrichten von Montclair geben keine Kunde davon, Wer die Burg erbaut, wohl
aber, Wer dieselbe zu Falle gebracht hat. Mit dem geschichtlichen Anfänge der Burg fällt also
zugleich auch das Ende derselben, ihre Zerstörung zusammen.
Es wird Erzbischof Poppo genannt, der die Burg des Tyrannen Adelbert, die den Namen
Skiva, Schine geführt, hat niederreissen lassen — es war im Jahre 1017.

Urkde v. 10. November 1417 im Hospitalsarchiv.
 
Annotationen