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Gesellschaft für Nützliche Forschungen zu Trier [Hrsg.]
Jahresbericht der Gesellschaft für Nützliche Forschungen zu Trier — 1859/​1860(1861)

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III. Aufsätze und Berichte
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A. Antiquarisch-geschichtliche
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Hewer, Johann Jacob: Geschichte von Montclair, nach Urkunden zusammengestellt
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https://doi.org/10.11588/diglit.43693#0021
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wogegen des Montclar Verbündete 49 Absagebriefe ihm zuschickten. Balduin war aut die eigenen
Kräfte angewiesen, nichts desto weniger brachte der Fürst ein bedeutendes Heer zusammen, das
er ungesäumt zur Belagerung von Moncler führte. Die Veste wurde berannt, demnächst das
benachbarte, für Angriff und Verlheidigung gleich wichtige Hamm von der Wasserseite her ge-
nommen. Seine Operationen zu erleichtern, halte Balduin sich eine Flotte zugelegt. Der Er-
oberung sich zu versichern, die belagerte Veste vollends einzuschliessen, baute er bei Hamm die
Bastille Grüneck. Die Geschütze wurden aufgeführt, Projectile in Strömen gegen Mauern und
Thürme gerichtet; den versuchten Generalsturm haben aber die Vertheidiger muthig zurückge-
wiesen, den Stürmenden erheblichen Verlust beigebracht. Der Trierer Feldhauptmann, Hartard
von Schönecken, wurde, indem er die Seinen vorwärtstrieb, durch ein aus der Veste geschleu-
dertes Felsenstück getroffen, durch einen Pfeil am Arme verwundet, wich aber nicht von der
Wahlstatt, wie schwer Helm und Brustharnisch in der brennenden Hitze auf ihn drückten, und
blieb liegen, seinem Gelöbniss treu, auf dem Felde der Ehre. In dem Zorn um der Seinen Träg-
heit und unter der Waffen Last war ihm der Äthern ausgegangen. Den Leichnam liess der Kur-
fürst nach Trier bringen und in der Abtei von S. Mathias prächtig zur Erde bestatten. Den
Verlust des Getreuen mochte Balduin empfindlich gefunden haben, er verliess auf kurze Zeit das
Heer, das jedoch seine Stellung unverrückt beibehielt, und fuhr hinab nach Coblenz. — Seine
Rückkehr forderte die Belagerer zu Anstrengungen anderer Art, nachdem der kriegskundige Fürst
sich ein der Localität besser zusagendes System für seine Angriffe erdacht hatte. Die Haupt-
schwierigkeit beruhte auf den Felsenmassen, die durch Mauern und Thürme dergestalt verbunden,
dass nur ein einziger Zugang möglich. Den ohne übermässigen Menschenverlust sich zu eröffnen,
liess Balduin Berg- und Hültenleute anwerben, deren einige Balken durch Zuthat von Pech und
Feuerpfeilen in Brandleiter verwandelten, andere den Felsen behauen und durchbohren mussten,
in den gewonnenen Höhlungen jene Balken anzubringen. Die schwierige Arbeit wurde möglichst
gefördert, ein Minengang gebrochen, durch die Balken das Gewölbe gestüzt, Feuer angelegt und
mit dem Niederbrennen der Stützen sank in Schutt der auf jenem Gang fussende Thurm zusammt
einem Stück Mauer. Die Vertheidiger waren eben in der Mahlzeit begriffen, um so leichter
mochten über die Trümmer, den Vorhof der Veste, die Kurfürstlichen steigen und dort auf Bal-
duins Befehl Posten fassen. Dieser hatte nemlich wahrgenommen, dass man auf sothaner Stelle
den Belagerten das Wasser abschneiden könne, und das wurde sofort bewerkstelligt. Vom Durst
geplagt, suchten die Vertheidiger sich durch den Felsen eine unterirdische Bahn zu brechen nach
dem Punkt des Schlossgrabens, wohin die in ihrem oberen Lauf für sie unzugänglich gewordene
Quelle sich ergoss. Das gelang ihnen nach unglaublichen Anstrengungen, es war ihnen aber
nicht lange der ruhige Besitz des mühsam gehobenen Wasserschalzes vergönnt. Aufmerksam
gemacht durch ihre Späher, führten die Trier’schen Hauptleute ihr Volk hinab in den Graben,
und dort entspann sich um die Quelle ein Gefecht, das nach vielem Blutvergiessen den Belagerten
die letzte Hoffnung nahm. Vollends entmuthigt durch den Anblick eines dem Schlosse gegenüber
aufgeschlagenen Galgens, begehrten sie zu unterhandeln. AHenfallsigen Ersatz abzuwarten, wurde
ihnen ein Termin von zwölf Tagen und auf dessen Dauer der freie Kauf von Wein und Lebens-
mitteln bewilligt, wogegen sie sich verpflichteten, im Falle der Ersatz ausbleibe, am dreizehnten
Tage die Veste zu übergeben. So haben sie gethan den 22. Dezember 1351 und Balduin feierte
 
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