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GeschichtIichc (51 > twicklii» g
Bctrachtcn ivir Wmibreiiner nnch seinen Werken, so sehen ivir eine
Architektur vor uns, welcher zlvar an construetiver Tüchtlgkeil von keiner
Seite etivas niangelt, die aber hinsichtlich durchgebildeter schöner Forinen
und der Harmonie derselben nntereinander, die doch nun eimnal der aliei-
nige Zauber alier Baukunst bleibt, Alles zu ivünschen übrig läsit. Seine
vielsacheu antiken Studien waren also mehr auf Maaß und Wort hin-
ausgegangeu, als daß der Genius deS Alterthumes ihm den Schleier ge-
tüstet hälte. Wir bemerken eine geivisse Viagerkeil und Dürstigkeit in
seinen ausgesührten Gebäuden, als hätte er Anstand genommen, sich don
dem Herkömmlichen, Gewöhnlichen loszureißen. Dabei ist ein Einsluß
sranzösischer Schule aus der Nevolutionszeit unverkennbar, ivelcher sich zur
Zeit als Weinbrenner in Nom war, auch sencr Schule bemäckitigt hatte.
Sein fast nur auf das Praktische gerichteter Sinn ivar nicku im Slande
die Fesseln zu sprengen, ivelche ihm der Ausdruck schöner Form zugleich
mit der Solidität des Bauwerks gestattet hätte. Er ivar eiu tüchtiges
praktisches Talent, aber nie ein Künstler im höheru Sinne des Wortes.
Das Gewicht seines Einflusses beschränkte sich darauf, daß lüchtige syste-
matisch gebildete Schüler aus seiuer LehranstAt hervorgingen und daß er
mit der erste in Teutschland Ivar, ivelcher den alteu Schlendrian durck
gediegene Constructionslehre verdrängen half.
Schou bedeutsamer tritt L. v. Klenze auf, geboren 1784 im
Fürstenthum Hildesheim und zur Zeit baierischer Hosbauintendant und
Oberbaurath. Er studirte auf dem Carolinum zu Baunsck'iveig, spätcr auf
der Bauakademie zu Berlin; dann benutzte er in Frankreich den llnter-
richt des berühmten Dusard und der polytechnischeu Schule. Spärer mack'te
derselbe eine Kunstreise nach Jtalien uud erhielt einen Nus in die Dienstc
deö Königs von Westphalen. -Nach Auflösung diescs Königsthumes begab
er sich nach Wien, wo er sich dem Monarchen - Eongrcsse durch senen
prächligen Enlivurs zu einem Sieges- und Kriegesdenlmal bekanut mack'lc,
der zivar mit Beisall aufgenommeu, jedoch niemals ausgcsührt wurde.
Geschäfce riefen ihn nach Paris zurück, Ivo er 181 deu Nuf als Hof-
architekt erhielt. Von da ab beginnt seine künstlerische Thätigkeit. Die
bcdeutendsten Gebäude Vcünchens und dcs BaicrlandeS ivurden von ibm
erbaut und ivir ivollen hier nur den Königsbau, die Glyptothec, die
Pynacothec und Walhall bei Negensburg, nnd das königl. Schloß zu
Alhen uahmhaft machen.
Jn iviefern bei Entstehung dieser Gebäude fremder Cinstuß oder
Befehl auf die Form, in ivelchcr ste erschienen, eingeivirkt hat, bleibt
hier gleichgültig, wir haben es mit ihnen nur in ihrer jetzigen Gestalt
zu thun.
GeschichtIichc (51 > twicklii» g
Bctrachtcn ivir Wmibreiiner nnch seinen Werken, so sehen ivir eine
Architektur vor uns, welcher zlvar an construetiver Tüchtlgkeil von keiner
Seite etivas niangelt, die aber hinsichtlich durchgebildeter schöner Forinen
und der Harmonie derselben nntereinander, die doch nun eimnal der aliei-
nige Zauber alier Baukunst bleibt, Alles zu ivünschen übrig läsit. Seine
vielsacheu antiken Studien waren also mehr auf Maaß und Wort hin-
ausgegangeu, als daß der Genius deS Alterthumes ihm den Schleier ge-
tüstet hälte. Wir bemerken eine geivisse Viagerkeil und Dürstigkeit in
seinen ausgesührten Gebäuden, als hätte er Anstand genommen, sich don
dem Herkömmlichen, Gewöhnlichen loszureißen. Dabei ist ein Einsluß
sranzösischer Schule aus der Nevolutionszeit unverkennbar, ivelcher sich zur
Zeit als Weinbrenner in Nom war, auch sencr Schule bemäckitigt hatte.
Sein fast nur auf das Praktische gerichteter Sinn ivar nicku im Slande
die Fesseln zu sprengen, ivelche ihm der Ausdruck schöner Form zugleich
mit der Solidität des Bauwerks gestattet hätte. Er ivar eiu tüchtiges
praktisches Talent, aber nie ein Künstler im höheru Sinne des Wortes.
Das Gewicht seines Einflusses beschränkte sich darauf, daß lüchtige syste-
matisch gebildete Schüler aus seiuer LehranstAt hervorgingen und daß er
mit der erste in Teutschland Ivar, ivelcher den alteu Schlendrian durck
gediegene Constructionslehre verdrängen half.
Schou bedeutsamer tritt L. v. Klenze auf, geboren 1784 im
Fürstenthum Hildesheim und zur Zeit baierischer Hosbauintendant und
Oberbaurath. Er studirte auf dem Carolinum zu Baunsck'iveig, spätcr auf
der Bauakademie zu Berlin; dann benutzte er in Frankreich den llnter-
richt des berühmten Dusard und der polytechnischeu Schule. Spärer mack'te
derselbe eine Kunstreise nach Jtalien uud erhielt einen Nus in die Dienstc
deö Königs von Westphalen. -Nach Auflösung diescs Königsthumes begab
er sich nach Wien, wo er sich dem Monarchen - Eongrcsse durch senen
prächligen Enlivurs zu einem Sieges- und Kriegesdenlmal bekanut mack'lc,
der zivar mit Beisall aufgenommeu, jedoch niemals ausgcsührt wurde.
Geschäfce riefen ihn nach Paris zurück, Ivo er 181 deu Nuf als Hof-
architekt erhielt. Von da ab beginnt seine künstlerische Thätigkeit. Die
bcdeutendsten Gebäude Vcünchens und dcs BaicrlandeS ivurden von ibm
erbaut und ivir ivollen hier nur den Königsbau, die Glyptothec, die
Pynacothec und Walhall bei Negensburg, nnd das königl. Schloß zu
Alhen uahmhaft machen.
Jn iviefern bei Entstehung dieser Gebäude fremder Cinstuß oder
Befehl auf die Form, in ivelchcr ste erschienen, eingeivirkt hat, bleibt
hier gleichgültig, wir haben es mit ihnen nur in ihrer jetzigen Gestalt
zu thun.