des Formenwesmö ckutscher Vaukunst.
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Das Aeußere des Konigsbaues ist ein deränderter Patlaft Pitti zu
Florenz, aber gegen jenen großartigen Bau verglichen, sehr in den Hin-
tevgrund tretend) denn der reichere aber kkeinlichere Schmuck des letzteren
dient nur dazu, die ganze Erscheinung zu zersplittcrn, anstatt daß jencr
in seinen inäßigen Verhältnissen akle Gebäude um sich her, eben durch
seine außerordentliche Einfachhcit, fast verdunkclt.
Das Walhakla bei Regensburg, bekanntlich zur Ausnahme plasti-
scher Denkmale dcr berühmtesten Männer aller Zciten bestimnit, ist eine
gcnaue Eopie des athcniensischen Parthenon. Warum? —
Es ist dieser außerdem prachtvoll und mit kostbarem Aiaterial ausgeführte
Bau wohl einer der richtigsten Beweise, wie die architektonische Erfin-
dungsgabe der jetzigen Zeit beinahe ganz bankerott gemacht hat; denn
soll irgend etwas recht Schönes und Eigenthümliches geschaffen werden,
so weiß man keinen andern Rath, als einen griechischen Tempel mit aller
Enghcrzigkeit und Aengstlichkcit zu copiren.
Wir sehen bei allen Gcbäuden Klenze's, mit Ausnahme des Wal-
hall, seine Bildung nach der römischen Antike und seine Vorliebe sür
dieselbe durck'scheinen. Eine eigne Bahn hat er sich nicht gebrochen und
die Baudenkmale seines Vaterlandes scheint er, von früher eingesogenen
akadcmischen Satzungen geleitet, keiner Aufmerksamkeit und keines Stu-
diuins gewürvigt zu haben; denn für die Fälle, wo dcrgleichen mittelalter-
liiche Formen in Anspruch genommen wurden, wne bei der Allerheiligen -
Kircke, der klcinen Otto-Kirche u. s. w., begegnen wir Gärtnerö und
anverer Namen.
Carl Friedrich Schinkel, geboren den I.3ten März 1781
in dem märkischen Städtchen Neu-Ruppin, gestorben 1841 zu Bcrlin
Seinen Lcbenslauf haben wir in Kürze bereits geliefert und wir haben
nunmehr seine Wirksamkeit im Vergleich mit Weinbrenner und Klcnzc
zu betrachten.
Schinkel war von allen teutschen Baumcistern der Erste, welcher
kciner engherzigen akadcmischen Lehre huldigte; vermöge seines ihm ange-
bornen malerischen Talentes war es ihm widerlich, die Baukunst nur vom
llteisbrette und von den Linien aus zu betrachtcn, die jeder Geselle mit
dem Zirkel und Lineal zu ziehen im Stande ist. Er betrachtete die Bau-
formen vermöge seincs schasfenden Geistes zugleich perspectivisck,
malerisch und landschastlich. Dies war ihm aber nur durch seine außer-
ordentlicke Gcwanvtheit in dcr srcien Handzeichnung möglich, welche für
den Baumeister unentbehrliche Kunst aber keiver selbst noch in jetziger
Zeit von den Meisten sür cntbehrlich, ja wohl gar für überflüssig erach-
tet wird. (Für den, wclcker im Eommiß-Styl zu bauen gedenkt, ist sic
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Das Aeußere des Konigsbaues ist ein deränderter Patlaft Pitti zu
Florenz, aber gegen jenen großartigen Bau verglichen, sehr in den Hin-
tevgrund tretend) denn der reichere aber kkeinlichere Schmuck des letzteren
dient nur dazu, die ganze Erscheinung zu zersplittcrn, anstatt daß jencr
in seinen inäßigen Verhältnissen akle Gebäude um sich her, eben durch
seine außerordentliche Einfachhcit, fast verdunkclt.
Das Walhakla bei Regensburg, bekanntlich zur Ausnahme plasti-
scher Denkmale dcr berühmtesten Männer aller Zciten bestimnit, ist eine
gcnaue Eopie des athcniensischen Parthenon. Warum? —
Es ist dieser außerdem prachtvoll und mit kostbarem Aiaterial ausgeführte
Bau wohl einer der richtigsten Beweise, wie die architektonische Erfin-
dungsgabe der jetzigen Zeit beinahe ganz bankerott gemacht hat; denn
soll irgend etwas recht Schönes und Eigenthümliches geschaffen werden,
so weiß man keinen andern Rath, als einen griechischen Tempel mit aller
Enghcrzigkeit und Aengstlichkcit zu copiren.
Wir sehen bei allen Gcbäuden Klenze's, mit Ausnahme des Wal-
hall, seine Bildung nach der römischen Antike und seine Vorliebe sür
dieselbe durck'scheinen. Eine eigne Bahn hat er sich nicht gebrochen und
die Baudenkmale seines Vaterlandes scheint er, von früher eingesogenen
akadcmischen Satzungen geleitet, keiner Aufmerksamkeit und keines Stu-
diuins gewürvigt zu haben; denn für die Fälle, wo dcrgleichen mittelalter-
liiche Formen in Anspruch genommen wurden, wne bei der Allerheiligen -
Kircke, der klcinen Otto-Kirche u. s. w., begegnen wir Gärtnerö und
anverer Namen.
Carl Friedrich Schinkel, geboren den I.3ten März 1781
in dem märkischen Städtchen Neu-Ruppin, gestorben 1841 zu Bcrlin
Seinen Lcbenslauf haben wir in Kürze bereits geliefert und wir haben
nunmehr seine Wirksamkeit im Vergleich mit Weinbrenner und Klcnzc
zu betrachten.
Schinkel war von allen teutschen Baumcistern der Erste, welcher
kciner engherzigen akadcmischen Lehre huldigte; vermöge seines ihm ange-
bornen malerischen Talentes war es ihm widerlich, die Baukunst nur vom
llteisbrette und von den Linien aus zu betrachtcn, die jeder Geselle mit
dem Zirkel und Lineal zu ziehen im Stande ist. Er betrachtete die Bau-
formen vermöge seincs schasfenden Geistes zugleich perspectivisck,
malerisch und landschastlich. Dies war ihm aber nur durch seine außer-
ordentlicke Gcwanvtheit in dcr srcien Handzeichnung möglich, welche für
den Baumeister unentbehrliche Kunst aber keiver selbst noch in jetziger
Zeit von den Meisten sür cntbehrlich, ja wohl gar für überflüssig erach-
tet wird. (Für den, wclcker im Eommiß-Styl zu bauen gedenkt, ist sic