Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Jahrbuch der Baukunst und Bauwissenschaft in Deutschland — 1.1844

DOI article:
Menzel, Carl August: Die Baukunst in Bezug auf Akustik betrachtet
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.19236#0090
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
74

Die Baukunst

Wenn mnn ferner die Glocke in einen kleinen Nccipienten voll
Lnft einschließt, und diesen unter einen andern Neeipienten setzt, nus
welchem die Lust nusgezogen werdcn kann, so muß ;war das Glöckchen,
tvenn daran gesehlagen wird, wie gewöhnlich klingen, und dennoch wird
es ganz unhörbar sein, wenn der zweite Recipient gehörig lustleer ge-
macht worden ist, und man Sorge getragen hal, daß die Schallschmin-
gungen durch den festen Theil des Apparats nicht fortgepslanzt werden
tönnen. Um dies zu verhindern legt man unter den Apparat Kissen,
welche mit Federn, Herel oder andern wenig elastischen Stoffen gesnllt
sind. Sowie aber der Schall an Kraft verliert, wenn die Dichtigkcir
der den schaklenden Körper umgebenden Luft verniindert wird, so wird
im Gegentheil jeder Schall, wie z. B. der eines Glöckck'ens, viel lauter,
wenn an dasselbe in einem mit sehr verdichteter Luft angesnllten Gesäße geschla-
gen wird, als wenn es mit gleicher Heftigkeit in einem Gefäße geschieht,
dessen Luft nur die gewöhnliche Dichtigkeit dcr atmosphärischen hat. Aus
demselben Grunde ist der Knall einer Pistole stärker, tvenn sie in der
Tiefe, als wenn sse auf einem hohen Berge abgeschossen wird.

Daß siüssige Körper den Schall mit nicht geringerer Leichtigkeit
fortpslanzen als seste, davon kann nian sich leicht überzeugen, wenn man
eine Glocke, die sich unter dem Wasser befindet, schlägt, wo man den
Schall eben so gut hören wird, als wäre derselbe in der atmoSphärischen
Lust erzeugt wordcn.

Auch wird eine Person, welche taucht, unter dem Wasscr sehr
deutlich den Schlag einer Thurmuhr, die nicht allzufern ist, hören.

Befinden sich der hörende und der schallcnde Körpcr zugleich in der-
selben Wassermasse, so wird der Schall viel lauter sein, als tvenn er
durch einen gleichen Luftraum fortgepstanzt worden wäre.

Die Fortpflanzung der Schalischwingungen durch ssüssige Körper
kann sichtbar gemacht werden; wcnn man nämlieh mit einem fcuchten
Finger um den Raud eines halb mit Wasser gesülltcn Trinkglafts fäbrt,
so wird uicht uur cin Schall erzengt, sondern auch die Oberftäche dcS
Wasftrs mit kleinen Undulationen bcoeckt iverden. Die Intensität oder
Stärke des Schalles in slüssigen Körpern scheint im Verhältniß zur Zu-
nahme ihres speeisischen Gewichtes zu wachftn. Da nun das Wasftr einc
viel dichtere Ftüffigkeit ist alö die Luft, so bringt der Schall in jenem
eine viel stärkere Wirkung hervor als in der Luft.

Fefte, elastische Körper theilen dem Ohre die Töne weit lcichter
und wirtsamer mit, als gaöartige oder tropfbare.

Wenn eine harthörige Person daS cine Gnde eines ciscrncn Stabes
zwischen die Zähne nimmt, tvährend das andere aus dem Rande eines
 
Annotationen