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Österreich / Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale [Editor]
Jahrbuch der K. K. Zentral-Kommission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale — N.F. 2.1904

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Nr. 1
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Schwerzenbach, Karl von: Funde aus Vorarlberg und dem Fürstentume Liechtenstein
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https://doi.org/10.11588/diglit.29296#0151

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287

K. v. .Schwerzenbach Funde aus Vorarlberg und dem Fürsten turne Liechtenstein

daß sie erst in allerjüngster Zeit in die Erde ge- 1
langt seien, glaube ich nicht Raum geben zu
dürfen in Anbetracht der großen Tiefe, in welcher
sie gefunden wurden. Auch wollte es der Zufall,
daß mir geraume Zeit später bei Durchsicht der
Römerfunde unseres Museums eine kleine Schachtel
mit der Aufschrift „Tempel“ in die Hände fiel,
welche zwei Stücke Bergkristall enthielt. Von
ihnen berichten die Mitteilungen der Z. K. N. F.
XVII (1891) 205 bei der Aufzählung der Klein-
funde aus einer von Konservator Jenny aufgedeck-
ten Tempelanlage wörtlich: „Zwei unbearbeitete
Stücke Bergkristall; ihr Vorkommen in der tiefsten
Lage der Mauerstreben u an der Vorderseite des
Tempels ist so eigentümlich, daß man versucht
wird, ihnen symbolische Bedeutung- zu unterlegen.“
Ich glaube, daß durch den gegenwärtigen Fund
Jennys Ansicht sehr an Wahrscheinlichkeit ge-
winnt.

Auf dem Grundriß (Fig. 239) sind noch zwei vor
der Ostmauer des Ökonomiegebäudes und ungefähr
parallel zu ihr verlaufende Mauern dargestellt, mit
,Ältere Mauer' und ,Jüngere Mauer' bezeichnet.
Eine an dieser Stelle im Anschluß an meine Aus-
grabung im Gemüsegarten gemachte Schürfung
ergab die Gewißheit, daß es sich hier um Mauer-
reste römischen Ursprunges handle. Leider wurde
mir eine weitere Durchforschung nicht mehr ge-
stattet, da die Besitzerin hier selbst nach Schätzen
graben wollte; übrigens ist dies bis heute unter-
blieben und dürfte wohl auch in Zukunft unter-
bleiben. Ich gebe daher die Hoffnung nicht auf,
später einmal hier meine Grabungen wieder auf-
nehmen zu können.

Zum Schlüsse meines Berichtes möchte ich
nicht unerwähnt lassen, daß ganz besonderer Dank
Herrn Zivilingenieur Ferdinand Michalek gebührt,
welcher wie bei den früheren Ausgrabungen auch
diesmal in liebenswürdig'er und uneigennütziger
Weise die Aufnahmen und das Nivellement sowie
die Ausführung der Pläne übernommen hat.

II Einzelfunde aus Vorarlberg, Lindau und
Liechtenstein

(Hiezu Tafeln V und VI)

Im Anschluß an diese Ausführungen will ich
eine Anzahl von Bronze- und Eisengegenständen
des Bregenzer Museums aus Funden in Vorarl-

berg und im Fürstentum Liechtenstein, wie sie
auf den Tafeln V und VI vereinigt sind, hier zur
Veröffentlichung bringen. Sie sind alle im Laufe
der beiden letzten Jahre von mir im Lande käuf-
lich erworben und dem Museum geschenkweise
überlassen worden. Andere Metall-, Stein- und
Tonfunde des gleichen Museums gedenke ich bei
späterer Gelegenheit abzubilden und ausführlicher
zu behandeln.

Von den auf Tafel V dargestellten Bronze-
und Eisen-Gegenständen des Bregenzer Museums
sind n. 4 und 12 bei einem Straßenbau in Bregenz,
n. 1, 2, 5, 8, 11 und 13 in Schaan (Fürstentum Liechten-
stein); n. 6 in Überling-en (Untersee) gefunden
worden; n. 9 ist mit anderen Gegenständen bei
einem Schmied in Feldkirch angekauft worden
und stammt samt diesen nach dessen Aussage aus
Grabfunden in Praederis oder Altenstatt; n. 3, 7
und 15 stammen aus dem Nachlaß des 1901 in
Schaan verstorbenen Pfarrers Bickl, dessen Nach-
laß an Antiken lediglich aus Stücken besteht, die
in und um Schaan gefunden worden sind oder
gefunden worden sein sollen; n. 10 und 14 sind
in Lindau erworben worden, und zwar auf einem
Tableau mit anderen Bronze- und Eisengegen-
ständen vereinigt, die angeblich beim Bau des
Eisenbahndammes (etwa 1854) oder beim Graben
einer Wasserleitung in Aeschach a. Lindau ge-
funden worden waren.

n. 1 Bronzenadel, glatt, am Beginn des Öhrs
abgebrochen, fast 14 cm lang, größte Stärke 0^45 cm.

n. 2 Pinzette aus Bronze, glatt, 8-2 cm lang,
entzweigebrochen, zusammen mit einem Bronze-
spiralring gefunden.

n. 3 und n. 5 gleichartige und in gleicher
Weise grün patinierte Bronzenadeln, 7-9 (weil ab-
gebrochen) und 11-5 cm hoch, mit einem ganz roh
gearbeiteten vogelartigen (Hahn?) Aufsatz.

n. 4 flache Bronzefibel in Gestalt eines Hasen
(2-8 cm lang, Metallstärke o-oi5 cm)-, die Nadel ist
abgebrochen; die durchbohrten Wangen und die
Rinne, die für ihre Führung nötig waren, an der
Unterseite der Fibel gut erhalten; die Oberseite war
durch drei Stege in vier Felder abgeteilt; das in
sie gebettete Email ist aber spurlos verschwunden.

n. 6 nagelartige Bronzenadel mit flacher Knopf-
platte, 15-2 cm lang, mit Ausnahme einiger kon-
zentrischer Kreisfurchen im fünften Sechsteil gdatt.
 
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