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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 5.1890

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Conze, Alexander: Griechische Kohlenbecken
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https://doi.org/10.11588/diglit.37651#0127
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Conze, Griechische Kohlenbecken.

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spondirenden Mitgliede Herrn Nervegna in Brindisi sah, wurde mir klar, dafs die
eben erwähnte Vorstellung von der Gesammtform des Geräthes unrichtig sein müsse.
An diesem Exemplare befand sich nämlich unter dem äufseren Wulste Ornament;
also konnte diese Partie nicht beim Einsetzen in ein Untergefäfs verdeckt gewe-
sen sein.
Zugleich kam ich, gleichviel wie, beim Anblicke des Nervegna’schen Exem-
plars auf die Frage, ob nicht auf Delos solche Stücke gefunden sein möchten.
Studniczka konnte diese Frage bejahen und bald erhielt ich durch Vermittlung des
Sekretariats in Athen Zeichnungen Winters von diesen delischen Fundstücken. Sie
ergaben gewisse Übereinstimmungen mit dem Nervegna’schen Exemplare und legten
neben der Frage nach der Gesammtgestalt der Kohlenbecken die andre nahe, ob
nicht an der Hand solcher Übereinstimmung von Exemplaren verschiedener Fund-
orte sich ein Schlufs darauf möchte ziehen lassen, wo diese Geräthe fabricirt und
wie sie verbreitet wurden.
Auf meine so veranlafste Bitte sind mir von vielen Fachgenossen und Freun-
den, welche namentlich durch unser Institut zum Zusammenwirken verbunden sind,
Nachrichten, Abbildungen, auch Originalstücke zugegangen; andre habe ich inzwi-
schen in verschiedenen Sammlungen sehen können. Das Material ist danach so
grofs geworden, dafs es Zeit scheint es einmal übersichtlich zusammenzufassen.
Hierbei ist Winter auch in so fern hülfreich gewesen, als er die Umzeichnung der
Abbildungen für die Wiedergabe in Zink selbst ausgeführt hat.
Sollte durch unsre Arbeit eine fortgesetzte Beachtung der kleinen Fundstücke
lebhafter angeregt werden, so müssen noch neue Fundorte und neue Typen hervor-
treten, welche das kleine Bild, welches schon jetzt sich ergiebt, vervollständigen.
Es wird dann noch anziehender sein das Schaffen des griechischen Kunsthandwerks
an einer der alltäglichsten Aufgaben und zugleich in einem kleinen Ausschnitte den
Verkehr am Mittelmeere zu einer, wie es scheint eng begrenzten Zeit zu verfolgen.
In welchen Formen zu andern Zeiten des Alterthums dieselbe Bedürfnifs-
frage künstlerisch gelöst wurde, das bleibt hier aus dem Spiele.
Da die ihrer Stellung am Becken nach bereits beschriebenen Henkel die
meistens allein erhaltenen Stücke sind, so gebe ich zunächst ein Verzeichnifs aller
mir bekannt gewordenen Typen derselben, geordnet nach dem immer vorherrschen-
den Ornamente der Innenseite; wo über die Rückseite (Aufsenseite) Nichts gesagt
ist, ist sie leer. Ihrer technischen Herstellung nach sind die Stücke mit ganz ver-
einzelten Ausnahmen in Formen geprefst und hin und wieder mit dem Modellir-
stecken aus freier Hand nachgearbeitet.
Die Exemplare eines jeden Typus sind nach einer Reihenfolge der Fundorte
aufgezählt, mit Athen beginnend, dann die Inseln, Kleinasien, wo Smyrna kaum
für alle dorther stammenden Exemplare sicher als Fundort gelten kann, Syrien,
Aegypten, Italien mit Sizilien und endlich Karthago.
Die ohne Gewährsmann aufgeführten Exemplare habe ich selbst gesehen.
 
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