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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 5.1890

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Studniczka, Franz: Zum Klazomenischen Dolonsarkophag
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https://doi.org/10.11588/diglit.37651#0150
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ZUM KLAZOMENISCHEN DOLONSARKOPHAG.
Die einzige gesicherte Darstellung der Dolonsage in der Vasenmalerei mit
schwarzen Figuren war bis vor Kurzem die inschriftlich benannte Gestalt des Spä-
hers, welche auf einer altkorinthischen Schale den Raum unter einem Henkel aus-
füllt1. In altertümlich eckigem Knielaufschema rechtshin eilend, die Linke erstaunt
gehoben, das Gesicht zurückgewandt, gibt sich die Figur als Auszug aus einem
vollständigen Bilde der Ereilung und Bedrohung Dolons durch die beiden Helden
zu erkennen, welches demnach schon in dem ältesten Vorräte troischer Darstellun-
gen vorhanden war. Nun hat uns einer der durch Winter bekannt gemachten
Sarkophage aus Klazomenai2 eine reiche Ausgestaltung dieses Typus aus der
Blütezeit des ionischen Archaismus gebracht, deren kunstgeschichtliche, mythologi-
sche, vielleicht selbst litterarhistorische Bedeutung die Forscher lebhaft beschäftigen
dürfte. So wird es nicht unzeitgemäfs sein, eine weitere archaische, überdies der-
selben Kunstprovinz entstammende Darstellung des seltenen Gegenstandes bekannt
zu machen, welche, durch ein der gleichen Dichtung entnommenes Gegenbild ge-
sichert, von Winter mit Recht als Stütze seiner Erklärung des Sarkophaggemäldes
angeführt werden durfte, welche freilich meines Erachtens in der Hauptsache schon
an sich fest steht, mögen auch noch manche Elemente des umfangreichen Bildes
sich dem vollen Verständnifs entziehen.
Ich erkannte diese neue Dolonie auf einer Candelorischen, also wohl in
Vulci gefundenen kleinen Amphora zu München3. Ihre Technik ist im Ganzen die
der mittleren attischen Vasenmalerei mit schwarzen Figuren, an die auch Manches
in der reichen und zierlichen Decoration erinnert. Aber für die ganz eigenartige
Raumeinteilung und die bezeichnendsten Einzelheiten der Profilierung und Orna-
mentik finde ich nur eine vollständige Parallele, ich meine das von Gerhard mit
ungewöhnlicher Ausführlichkeit auch im Decorativen veröffentlichte Prachtstück der
Sammlung Northampton auf Castle Ashby4, welches sich, trotz der Abweichungen

]) Annali dell‘Inst. 1862 Taf.B, S 57ff. (Michaelis);
Wiener Vorlegebl. III Taf. 1, 3. Vgl. Klein,
Euphronios2 S. 142 ff., wo auch neuerliche Ver-
suche, andere schwarzfigurige Vasenbilder auf
Dolon zu deuten, abgewiesen werden.
2) Ant. Denkra. d. Inst. I 1889 Taf. 44, S. 32h
3) Nr. 583 Jahn, Alle charakteristischen Einzelheiten
der Form und Decoration sind, nicht ohne er-
hebliche Fehler, bei Lau, Gr. Vasen Taf. 10,
7 — 7d, Taf. 11, 4. 4a abgebildet. Die Vorlagen
C. Smith freundlich

zu unseren Textbildern hat Herr Prof. v. Brunn
gütig besorgt; auch Photographien von Herrn
Dr. Arndt wurden dazu benutzt. Diesem sowie
El. Wölfflin verdanke ich Nachträge zu meinen
ursprünglich nicht für die Öffentlichkeit be-
stimmten Aufzeichnungen.
4) A. V. IV Taf. 317. 318. Die Fehler dieser Pu-
blication werde ich später berichtigen. Vgl.
inzwischen [Fröhner], Bnrlingt<m fine arts club.
Cat. of gr. ceram. art S. 20, 112, worauf mich
aufmerksam macht.
 
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