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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 5.1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.37651#0367
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Holwerda, Korinthisch-attische Vasen.

2ÖI

aufgab und Farben und Linien zu verschmelzen anfing. Man machte den Versuch
eine Linearzeichnung, wie die des Kimon, durch verschieden abgetönte Farben und
Schattierungen zu unterstützen; die plastische Form und Perspective der Figuren
erhielten dadurch einen mehr vollendeten Ausdruck; erst jetzt ward eine lebendige
Darstellung der menschlichen Figur in jeder beliebigen Stellung wirklich möglich.
Es scheint kaum zweifelhaft, dafs durch dies alles eben jener Aufschwung der poly-
chromen Kunst durch die ionisch-attische Malerschule bezeichnet wird, von der es

doch aufser Zweifel steht, dafs sie ihre Figuren als frei im Raume stehend abbildete,
und deren Körperlichkeit auszudrücken verstand, während ihre Malertechnik gewifs
bereits die Fähigkeit abzustufen und zu schattieren entwickelt hatte”'.
Wenden wir uns wiederum zu unsern attischen Vasen, so bleibt noch übrig
den Stil ihrer Zeichnung kurz zu charakterisieren. Derselbe ist bald äufserst grob
und plump, wie an der Pariser Amphora (No. 17), bald feiner aber doch ohne
jede Beherrschung der Formen, wie an der sorgfältigen Leidener Hydria (No. 46),
welche ganz als ein Versuch eines Anfängers mit einem neuen Stile und neuer
Technik sich ausnimmt. An den besten Exemplaren, wie an der Londoner und
Pariser Amphora (No. 35 u. 53), haben die Linien etwas mathematisch Gezogenes
ohne jedes lebendige Gefühl für die Wellungen der Körperformen. Auch hier be-

schränkte sich unsere attische
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Vasenkunst offenbar auf eine blofs handwerksmäfsige
deren Zeichnung manchmal auch sehr
Pinax des Timonidas). Höhere künstle-
■ systv. Auch kann es einer Maltechnik, die
durch Mischung neue Farbentöne hervorzubrin-
gen wufste (Plutarch de defect. orac. 47), nicht
schwer gefallen sein diese verschieden abzustufen.
Doch kann die coloristische Wirkung der Po-
lygnotischen Gemälde darum noch höchst ein-
fach gewesen sein. Mit Unrecht meint aber
Benndorf (’Ecprjp.. äpyaioX. 1887 S 125) auf das
Zeugnifs des Cicero hin (Brut. 18, 70), dafs
Polygnot nur mit vier Farben gemalt habe;
auch Plutarch nennt nur vier Farben, aber als
Beispiele der Mischung, nicht als die einzigen,
welche der Maler gebraucht hat. Übrigens
wird die Unzuverlässigkeit der ganzen Aussage
des Cicero bereits bewiesen durch die wunder-
liche Zusammenstellung von Zeuxis, Poly-
gnot und Timanthes, welche nur vier Farben
gebraucht haben sollten und deshalb unvoll-
kommener in ihrer Kunst, auch wohl älter
als Aetion, Nikomachos, Protogenes und Apel-
les wären. Merkwürdigerweise berichtet umge-
kehrt Plinius (XXXV 50), dafs Apelles, Aetion,
Melanthius und Nikomachos nur vier Farben
gebraucht haben. Jeder Maler kann, obgleich
er mehrere Farben kannte, bisweilen absichtlich
in nur wenigen gemalt haben.
 
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