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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 5.1890

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Winter, Franz: Silanion
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https://doi.org/10.11588/diglit.37651#0159
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SILANION
(Hierzu Tafel 3.)

Die ikonographischen Studien haben sich bisher allzu weit abseit gehalten
von den eigentlich kunstgeschichtlichen und sind im Wesentlichen auf Identifizirung
der dargestellten Persönlichkeiten gerichtet gewesen. Nur wenige, wie Michaelis in
seiner Abhandlung über die Bildnisse des Thukydides \ haben versucht, sie aus dieser
Sonderstellung herauszuheben. Auch die Porträts wollen als Kunstwerke betrachtet
sein und den übrigen Monumenten gleich behandelt werden. Der Versuch, die
Denkmäler dieser Gattung nach ihren stilistischen Eigentümlichkeiten genau zu
bestimmen und zu gruppiren, wird sowol die Ikonographie auf eine sicherere Basis
bringen, als sie bis jetzt noch hat, als auch auf die Kunstgeschichte selbst fördernd
riickwirken. Als Probe eines solchen Versuches mögen die folgenden Untersuchun-
gen dienen, deren Resultate schon in einem in der Februarsitzung der archäologi-
schen Gesellschaft gehaltenen Vortrage (Anzeiger S. 26) kurz dargelegt wurden.
Otto Jahn hat in seiner Abhandlung über Dichter auf Vasenbildern2 die
damals bekannten Darstellungen der Sappho zusammengestellt. Seitdem hat sich
das Material stark vermehrt. Es sind jetzt sechs Vasen3 -— darunter eine die in
das Ende des sechsten Jahrhunderts hinaufreicht — auf welchen einer weiblichen
Figur der Name Sappho beigeschrieben ist, ebenso findet sich der Name neben
einem Frauenkopfe auf einem jüngst in Sparta gefundenen noch nicht veröffentlichten
Mosaik4, auch neue Münzen mit dem Bilde der Dichterin sind bekannt geworden5,
und wenn Jahn die Versuche verschiedene Marmorbüsten auf Sappho zu beziehen,
nur als verfehlt oder doch ganz unsicher abweisen konnte, so hat inzwischen Ga-
murrini ein in Florenz befindliches Köpfchen6 von ähnlichem Typus, wie er den
älteren Münzen eigentümlich ist7, veröffentlicht. Ein anderer, bedeutenderer Mar-
morkopf, der sich im Casino der Villa Albani befindet und bereits in dem 1869
erschienenen Cataloge von Visconti als Bildnifs der Sappho bezeichnet ist8, hat

') Festschrift der Universität Strafsburg zur vierten
Säcularfeier der Universität Tübingen. Vgl. auch
die Bemerkungen von Wolters über das Porträt
des Seleukos Nikator, Römische Mitteilungen
IV 1889 S. 39 f.
2) Abhandlungen der sächsischen Akademie der
Wissenschaften 1861 S. 722.
3) Zusammengestellt im Museo Italiano II Taf. 3
S. 61 ff.
4) Vgl. ’Apx- AeXtiov 1889 März S. 74 (Arch. An-
zeiger 1889 S. 129).
5) Vgl. Sallet’s Numismatische Zeitschrift IX Taf.
Jahrbuch des archäologischen Instituts V.

4—6 S. 114.
°) Annali dell’ Instituto 1879 Tav. d’agg. O. S. 246ff.
Dütschke, Zerstreute Bildwerke in Florenz S.
26 u. 52.
T) Vgl. Friederichs-Wolters Anm. zu n. 1609.
8) Morcellini-Fea-Visconti, La villa Albani descritta
(Roma 1869) n. 1033 1 Saffo, erma gratide al vero,
marmo greco. II ritratto dell’ illustre e infelice poe-
tessa e assicurala in quest erma dalla identita dei
lineamenti co?i quelli del ritratto di essa posto sulle
medaglie di Mitilenc. La botzta dell esemzione accresce
il pregio dclla rarita, che l'accompagna! Eine Ab-
I I
 
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